Warstorys an der Feuertonne

Oldboy und Dutchman Dave

Am späten Nachmittag erreichten sie den Waldrand. Vor ihnen lag eine kahle Fläche mit, wie nach einer Schlacht aufgewirbelter und durchwühlter Erde. Also ob eine unbekannte titanische Macht hier mit einem Pflug gewütet hätte. Auf der Erde lag leichter Schnee und die kleinen Pfützen hier und da waren bis zum Grund zugefroren. Die übriggebliebenen Kiefern seufzten und knarrten im Wind, als ob sie sich wegen ihres schweren Schicksals in dieser trostlosen kalten Welt beschwerten und auf ganz kleines Bisschen Mitleid hofften. Aber die Welt bleib stumm. Doch bis vor einem Tag war es nicht so.

Den ersten Abschnitt ihres Weges schafften sie in einem Ruck. Die Zeit wurde richtig eingeschätzt, sodass der Blowout sie in der Nacht erwischt hat. Wie geplant, erreichten sie rechtzeitig den an der Oberfläche liegenden Abschnitt der „Echo“ Leitung und konnten tief in das Betonrohr kriechen um den Wahnsinn der durchgedrehten Natur zu überstehen. Gehörschützer der neuesten Generation retteten ihren Verstand vor der Kakofonie, die sich draußen abspielte und schenkten ihnen einige Stunden des erholsamen Schlafs.

Der „Flegel“ zermalmte alles und jeden, der nur ein Fuß über die Grenze seiner Herrschaft setzte. Ob Mensch, Tier oder sonstiges Wesen aus dieser Welt, da machte der „Flegel“ keinen Unterschied. Nur die Kiefern umging er sorgfältig, als ob sie seine Geiseln und gleichzeitig seine einzigen Freunde wären, die er geschworen hat zu beschützen. Wie jedes Mal am ersten Tag nach einem Blowout verschwand der „Flegel“ und hinterließ eine kahle aufgewirbelte Fläche hinter sich. Hier konnte man rein gar nichts Brauchbares finden, da der „Flegel“ weder Artefakte abgab noch irgendwelche Ausrüstung heile ließ. Doch dies war sowieso nicht der Grund warum sie vor dem hässlichen Fleck toter gefrorener Erde standen.

- Was ist, wenn Shlomo uns doch verarscht hat? Mit dem Stash und auch mit dem „Flegel“? – fragte Dutchman Dave misstrauisch. – Sobald wir über die Grenze treten, gehen wir drauf. Und er behält einfach unser Zeug.

- Nein… - antwortete Oldboy nachdenklich. - Shlomo mag ein gerissener Perversling sein, doch beschissen hat er mich noch nie. Und dass sie hier keine Knarren mag, stimmt also doch irgendwie.

Der Abschnitt des grünen Waldes bis zum „Flegel“ galt als gefährlich für alle, die sich vor verzerrten grotesken Kreaturen der Zone mit Stahl, Feuer und Schießpulver schützen wollten. Der Letzte, den sie gesehen haben, wurde genagelt. Ein Häufchen seiner Überreste: Bunte Fetzen Camouflage und ein sehr gut erhaltenes FN FAL lagen kurz vor dem Waldrand auf dem weichen Moos. Das Barett mit einem silbernen Flügel drauf wurde von seinem Kopf gerissen. Jetzt lag einige Schritte von seinen armseligen Überresten entfernt. „Du heldenhafter Fallschirmjäger“, dachte Oldboy damals, „wärst du bloß in deinem Dschungel geblieben. Was wolltest du in diesem beknackten Ort nur finden?“ Doch die Antwort auf diese Frage hat der unbekannte Fallschirmjäger wohl mit auf die andere Seite genommen.

- Zumindest haben wir bis hierher lebend geschafft. Das ist wohl wahr. – sagte Dave. – Doch was ist, wenn der „Flegel“ noch an ist? Sag mir nochmal, warum müssen wir ausgerechnet hier entlang? Ich bin immer noch der Meinung, dass drum herum viel besser wäre.

- Du meinst, sich einen Tag lang im Bach die Füße abfrieren und dann durch die scheiß Dörfer hechten? Letztes Mal ging es gut, doch wer weiß was dort jetzt für ein Chupacabra wohnt? Mir ist es viel lieber einmal aber sicher geplättet zu werden, statt wie diese Hohlköpfe herumzuwandern und vor sich hin zu rotten. Weißt du noch, das arme Schwein ohne Unterkiefer, das wir auf der Brücke getroffen haben?

Dave erinnerte sich und schüttelte die Gänsehaut ab.

- Was sagte er nochmal? „Wa-wa, Wa-wa“? Er meinte bestimmt „Mama, Mama“, nur ohne Unterkiefer geht es nicht so gut.  Sie wiederholen immer das Letzte, was sie im Kopf hatten bevor… Du weißt schon, was passiert. Wie bei einer zerkratzten CD. Das hat mir übrigens Shlomo erzählt. Und Ihm hat das Dozent erzählt, als er im Feldlabor gepennt hat. Dozent ist ein heftiger Nerd. Er kennt sich aus. – Oldboy spuckte auf die Erde. – Weißt du noch, als er gestolpert ist und ihm die ganzen Maden und Würmer aus dem Rachen kamen?...

- Ja schon Kapiert. – sagte Dave. Man denkt, dass man in der Zone schon alles gesehen hat. Doch sie überraschte selbst die erfahrensten Stalker immer wieder aufs Neue. – So sparen wir Zeit und Stress. Falls wir durchkommen oder falls der „Flegel“ uns platt macht. Zeig mal lieber dein Navi. Springt bei dir der Punkt auch so?

Oldboy schaute auf sein GPS-Gerät. Und dann auf das von Dave. Das normalerweise scharfe schwarz-weiße Bild auf dem kleinen Bildschirm war diesmal leicht verschwommen. Bei genauer Betrachtung merkte man, dass diese Unschärfe die kaum bemerkbare Vibration des Bildes verursachte. Doch das Merkwürdigste war, das Verhalten des Koordinatenpunkts des Verstecks von Shlomo, in dem er ihre Ausrüstung verstaut hat, welche in diesem Teil der Zone unerwünscht war. Der Punkt veränderte jede Sekunde geringfügig seine Position auf der schwarz-weißen Karte. Die Anzeige der Entfernung bis zum Punkt veränderte sich auch ständig und wurde mal mehr und mal weniger, obwohl die beiden sich bereits seit einigen Minuten nicht vom Fleck rührten.

- Das ist doch normal. – Oldboy versuchte die Lage soweit es geht zu entschärfen. – Sieh dir an wo wir stehen. Wenn wir hier durch sind, dann beruhigt sich wieder alles. Bei uns sagt man “двум cмертям не бывать, одной – не миновать”. Zwei Tode gibt es nicht, doch einem wirst du nicht entkommen. Lass uns noch einmal die Pläne abgleichen. Was machst du, wenn wir am Stash sind?

- Zuerst unser Zeug wieder nehmen, weil ohne Gewehr ist man irgendwie… nackt hier. Dann gehen wir gemeinsam bis zum Sender. – Dutchman Dave zeigte auf das surreale Gebilde hinter den Bäumen, dessen Umrisse hier und da aus dem Nebel herausragten. – Von dort aus gehe ich direkt in die Wächterschanze zum Krähenlord und werde dann für ihn arbeiten. Das ist der beste Weg um Stinkefuß aufzuspüren.

- Was sagst du zum Lard Krähe, wenn du dich bei ihm vorstellst und nach einer selbstständigen Schichtarbeit von Zuhause aus anflehst? – fragte Oldboy mit einem todernsten Gesichtsausdruck.

- Dass seine Stiefel das schönste sind, was ich jemals in diesem Teil der Zone gesehen habe. – Die Antwort von Dutchman Dave kam unverzüglich und nicht weniger ernst.

- Punkt genau, wie ein Sargnagel. Darauf wird dem alten Voron so richtig einer abgehen. – Oldboy machte eine eindeutige auf- und ab- Bewegung mit der Faust. – und er wird sich bei dir dafür bedanken.

- So RRRICHTIG BEDANKEN! – Dave bekräftigte seine Worte mit einer nicht weniger eindeutigen Hüftbewegung.

Die nebelige, kalte, nervöse Ruhe der Zone wurde durch das fröhliche und entspannende Lachen gestört.

- Klingt gut. – Oldboy lachte zu Ende und wischte eine Träne mit dem Knöcheln des rechten Mittelfingers aus dem Augenwinkel weg. – Jetzt ich. Vom Sender aus laufe ich gerade aus weiter. Wenn wir alles richtig geplant haben werde ich Shlomo genau hier treffen. – Er öffnete den Screenshot der Karte auf seinem Smartphone und zeigte ihn Dave. – Wir müssen noch ein-zwei Sachen checken solange du die Jagd auf Stinkefuß organisierst und in zwei Tagen sitzen wir alle bei Levkoy. Habe ich was vergessen?

- Passt alles. Wie es weiter geht, sehen wir dann. – Dutchman Dave wusste was jetzt kommt.

- Bis zum Wald sind etwa hundertfünfzig Meter Luftlinie. Wir halten uns dicht bei den Kiefern. Sicher ist sicher. Wenn wir schnell sind, wird schon nichts passieren. Wie man bei uns sagt: „Das eine Bein hier, das Andere – dort“. Bereit, Stalker?

- Bereit, immer bereit! – Dutchman Dave zog die Träger seines Rucksacks fester zu. – Dann auf drei. Du bist dran mit Zählen.

- Eins…

- Zwei…

- …

 

*             *             *

 

Der gepflegte glatt rasierte Mann, undefinierten Alters starrte in seiner schwach beleuchteten Kammer auf einer anderen Seite der Welt in seine sechs Bildschirme. Von oben betrachtet wirkte alles wie ein Videospiel, aus der Mitte der neunziger Jahre. Arme Farbpalette und grobe Auflösung. Seine Aufmerksamkeit blieb auf einem der Bildschirme, auf dem zwei seiner „Spielcharaktere“ in Zick-Zack eine fast baumlose Fläche überquerten und im Waldmassiv verschwanden.

„Drüben“ dachte der Mann und nickte zufrieden.

Diese Partie ging eindeutig an ihn. Das Spiel konnte weitergehen.



Zeit für Kreativität und Hass.

Ich habe eine Geschichte geschrieben.

Wenn sie 10 Likes sammelt wird es Fortsetzung geben.

Wenn Admins was dagegen haben, können sie den Thread jede Zeit löschen.

Liebe und Radioaktivität euch allen!

Mädl Loide,

zieht euch eine weitere Warstory rein.

Aufpassen! Shock-Content dabei 

Schlomo

- Du bist doch komplett behindert, du Fotze. – lachte der fette Stalker im abgeriebenen Ledermantel, welcher eher einer Museumsausstellung der frühsowjetischen Epoche gehören sollte. – Du musst echt zum Arzt gehen. Alter. Und ein russischer Arzt wird dir bestimmt nicht mehr helfen.

- Bubele, ich schwöre dir beim Grab meines Vaters. Soll mich auf der Stelle ein Irrlicht treffen, wenn ich jemals jemandem des schmutzigen Geldes wegen Lügen erzählt habe, pfui! – Versicherte Shlomo und spuckte auf die Erde. – Getrocknete Eberpimmel! Die Chinesen sind bereit dafür richtig Schekel springen zu lassen. Und das nicht wenig. Guck, hier habe ich einige in meinem Seckel. Alle, wie gemeißelt. Selbst geschossen, selbst getrocknet.

Der fette Stalker nahm den Stoffbeutel aus Shlomos Händen und kippte den Inhalt aus. Er nahm dünnen lederfarbenen, salzig miefenden Stäbchen und  betrachtete sie genau. Der fette Stalker verzerrte vor Ekel sein Gesicht. Nahezu alles was aus der Zone kam, könnte für irgendjemandem auf der großen Welt von Wert sein. Verschiedene Körperteile der verzerrten, umgekrempelten und teilweise auf Links gedrehten Wesen der Zone waren in der großen Welt eine heiß begehrte Ware. Sammler, Parfümiere und selbst Pharmazeuten waren bereit alles für ein neues Exemplar zu geben um die kompletteste Sammlung zu haben, den angesagtesten Duft zu kreieren oder ein Heilmittel gegen alle Krankheiten zu entwickeln. Die traditionellen Mediziner waren unter anderem nicht die letzten Abnehmer der äußerst fragwürdigen Rohstoffe.

- Und wo soll ich die verfickten Chinesen herholen, die mir den Scheiß abkaufen? Siehst du hier irgendwo Chinatown oder was? Ich sag es dir, wenn du mich verarschst, dann ficke ich deine Mutter in den Arsch du Hurensohn!

Der fette Stalker verlor langsam die Geduld und mit ihr auch die Selbstbeherrschung. Die letzten Tage waren nicht besonders erfolgreich. Die zwei Neulinge, die er als Packesel und zur Not auch als „Öffner“ zum Raid mitgenommen hat waren am Ende alles andere als hilfreich. Der erste wurde von einem „Irrlicht“ verkohlt als er ein besonders schönes Stück Hirschknochen aufheben wollte. Sein Kommando „Auf den Boden! Sofort!“ ließ er sich gepflegt über die Ohren gehen. Er dachte wohl, dass ihm der Fund seines Lebens entrissen wird. „Der Geiz war des Freiers Tod“, so sagt man. Ist vielleicht auch besser so. Der Zweite, entgegen, war nicht ganz so hoffnungslos. Er hat stets die Fresse gehalten, tat was man ihm sagte und schleppte den Rucksack den ganzen Weg lang zum Moor und zurück. Alles war gut, bis die Blowoutwarnung sie am späten Abend erreichte, womit der fette Stalker absolut nicht gerechnet hat. Die alte aber gut erhaltene Wassertonne, die bis zur Hälfte in der Erde steckte, war für zwei erwachsene Männer eindeutig zu klein. Am nächsten Morgen war weder der zweite „Öffner“ noch der Rucksack mit der gesamten Ausbeute des letzten Raids irgendwo in der Nähe. Dieses Fiasko konnte endgültig den Strich durch seine Rechnung ziehen. Er kletterte aus der Wassertonne raus und machte sich auf den Weg zurück zur Schanze. Beim Gehen dachte er darüber nach wie es weitergehen soll und wie er aus der Sache trocken rauskommt. Die Lage erschien, jedoch bei einem klaren und ruhigen Verstand gar nicht mal so schlecht: Der Raid zum Moor hat sich trotz des verlorenen Rucksacks voll gelohnt, er selbst war am Leben und alles andere war eh nur Kollateralschaden. Jetzt muss er nur schnellstmöglich zurückschaffen, auspennen und in der nach Pisse und Kotze stinkender Spelunke von Levkoy zwei „Öffner“ so zu belabern, dass sie ihm noch Geld dafür geben, dass er sie zum Moor mitnimmt. Und wenn er dann wieder zurückkommt, ruhmreich und heldenhaft, wird es nur so vom Schotter regnen. Die Barmädchen werden auf seinen fetten Schenkeln reihenweise sitzen. Violet wird ihm ihre riesigen falschen Titten ins Gesicht drücken. Alle Möchtegerne, Lästermäuler und anderen Versager werden ihn stillschweigend beneiden. Und er wird auf all diese Lumpen von oben herabgucken und jedem, der ihn bewundernswert ansieht aus seiner unendlichen Güte einen spendieren. Ein perfekter Plan eines gerissenen, schlauen Mannes. Und ausgerechnet in dem Moment, als er die fette Belohnung und die saftigen prallen Möpse von Violet in Gedanke ausmalte quatschte ihn dieser Stricher mit seinen Schweinepimmeln von der Seite an. Etwas Geld könnte er aber gerade wirklich gebrauchen, und, da Levkoy eh alles kauft, würde sich das Risiko vermutlich sogar auszahlen.

- Wozu die Aufregung, mein Fraynd? – lächelte Shlomo und ignorierte die schmutzigen Beleidigungen des fetten Stalkers. -  Du bist so unentspannt. Guck, der Poz von einem Schwein hat eine stimulierende Wirkung auf dein gesamtes Nervensystem. Nimm ruhig einen und steck ihn dir hinter die Backe, geht auf mich. So gesehen eine kostenlose Probe für den Aufbau einer erfolgreichen Kundenbeziehung. For free.

Diese Frechheit hat den seit der Ankunft in der Zone bereits ausgedünnten Geduldsfaden des fetten Stalkers endgültig zum Reißen gebracht. Besonders viel Glück im Leben hatte er noch nie und in der Zone gefühlt noch weniger. Sein 3 Punkte Plan mit dem er in die Zone kam (Richtig Kohle machen, Nutten bumsen, nie mehr schuften) wollte schon seit fast 3 Jahren nicht aufgehen. Die Einnahmen waren klein, die Ausgaben waren groß und der Gewinn war nur ein bisschen mehr als Null. Und wenn das nicht reichte um sein trauriges Dasein noch unerträglicher zu machen, kam er einige Male in sehr lebensgefährliche Situationen, die allerdings bei näherer Betrachtung zum Todlachen waren. Die Gerüchte verbreiteten sich schnell in der Umgebung der Schanze und in Levkoys Spelunke. Seitdem war sein Schicksal als die Lachnummer der Gegend für alle Zeiten besiegelt. Und jetzt ist es sogar so weit gekommen, dass jeder beliebige Stricher die Frechheit besitzt ihn mit Schweinepimmeln füttern zu wollen. Das Lachen wird ihm schon vergehen. Gleich wird er ihm eine Lehre des Respekts erteilen. Soviel Zeit hat er noch.

Der fette Stalker griff unter seinen abgeriebenen Ledermantel, zog einen nicht weniger abgeriebenen Hatsan Escort AimGuard mit zugeklapptem Schaft hervor und riss den Handschutz durch. Von diesem Geräusch haben sich deutlich gefährlichere Leute in die Hosen gemacht. Die in der Patronenkammer bereits vorhandene Patrone sprang raus und versank im Dreck.

- Gleich wirst du die Schweinepimmel selbst lutschen, du Opfer! Aber davor gibst du mir alles was du hast!

- Das war falsch, Bubele!

In einer Bewegung kippte Shlomo nach hinten und verschwand hinter dem kaputten Fenster der Hausruine, wo er dem fetten Stalker aufgelauert hat. Der Fette richtete den Lauf seines Schrotgewehrs dorthin, wo noch vor einem Augenblick Shlomo stand. Auf dem Fensterbrett erschien ein schwarzer Lauf mit einem merkwürdigen Gerüst darauf und spuckte eine kurze Salve begleitet vom in der Dunkelheit der Hausruine hell leuchtenden Feuerstoß.

Der Körper des fetten Stalkers entspannte seine Beine und schmiss ihn auf den Bauch. Sein AimGuard fiel ihm aus den Händen und blieb glücklicherweise in seiner Reichweite liegen. „Knappe Kiste“, dachte der Fette. Heute ist das Glück auf seiner Seite, doch er sollte es nicht sinnlos herausfordern. Jetzt nur einmal im Leben alles richtigmachen: Knarre greifen, zweimal durch die Wand ballern danach Nutten bumsen, nie mehr schuften. Er zählte in seinem Kopf bis drei und stieß sich mit den Füßen vom Boden ab um an die Waffe ranzukommen. Er spürte, dass mit seinem rechten Bein irgendetwas nicht in Ordnung war. Seine rechte Hand umklammerte den Griff vom AimGuard. Triumphierend fletschte er die Zähne.

- Pfoten weg, du Schmock! Bist wohl meschugge geworden was?

Shlomo stand im anderen Fenster, schräg gegenüber dem er sich zuvor versteckt hat. Seine alte, zerkratzte, im Kampf bewährte AKM mit einem vom Dozent persönlich entwickelten „Tuning“ spuckte eine weitere kurze Salve gefolgt von einem Feuerstoß.

Der rechte Ellenbogen des fetten Stalkers explodierte in einer roten Wolke. Die leblosen Finger umklammerten immer noch den Pistolengriff des Schrotgewehrs. Der Rest des abgeschossenen Arms blieb vor ihm auf dem Boden liegen.

Wegen der Flamme muss Dozent sich unbedingt etwas einfallen lassen. Der mit einem kleinen „Gravi“ versehene Stabilisator machte Shlomos AKM nahezu gewichts- und rückstoßlos. Doch die entscheidende Feuerkraft des „Tunings“ lag in neuen Patronen und in der Zündsteuerung. Jede Kugel beinhaltete ein kleines Fragment „Qualle“ und zersprang in tausende kleine Nadeln beim Kontakt mit Fleisch, Blut und Knochen.

So riss die erste Salve dem fetten Stalker das rechte Bein nahezu vollständig ab, was er allerdings in der Adrenalinrage nicht merkte. Wenn er den entsetzten Blick von regelmäßigen Blutstößen, die aus dem hässlichen furchteinflößenden Stumpf seines rechten Arms pulsierten, abwenden und nach hinten richten könnte, so würde er verstehen, dass sein Spiel endgültig aus war. Doch das herausfließende Blut, die rosafarbenen Muskelstränge, die zitternden Hautfetzen und ein Splitter marmorweißen Knochens, welches aus diesem Gebilde herausragte faszinierten und hypnotisierten ihn.

Und dann kamen die Schmerzen.

Abrupt und unerwartet, wie ein Eimer eiskalten Wasser über den Kopf. Wie die Ohrfeige von Violet, als er ihr nach einem der wenigen erfolgreichen Raids eine Flasche Hennessy spendierte um sie damit ins Bett zu bekommen.

Darauf, dass es auf der Welt solche Schmerzen geben kann, war der fette Stalker nicht gefasst. Sie brodelten in ihn, mehrten sich und wüteten in seinem Inneren. Er musste sie über einen Schrei aus sich Herauslassen sonst drohte ihn sein Körper aus allen Nähten zu platzen. Langsam riss er den Mund auf um den erlösenden Schrei nach Draußen zu befördern. Genau in dem Moment stopfte ein schwarzer Stahlkappenstiefel seinen Mund zu und schlug ihm dabei einige Zähe raus.

- Schrei mal nicht rum, du bist nicht Zuhause. Und Zuhause schreist du auch nicht rum! – Shlomo hob den AimGuard vom Boden auf und schüttelte angeekelt die tote rechte Hand des fetten Stalkers vom Griff ab. – So ein Stück Scheiße wie du geht nicht einfach so ins Moor. Was hast du, Hurensohn, dort gesucht? Machs Maul auf du Schmock! – Shlomo zog den Stiefel aus seinem Mund.

- UUuuaaa!! – der fette Stalker konnte den Schrei nicht mehr zurückhalten. Seine tränenden Augen starrten Shlomos Stiefel an. Wie jämmerlich er gerade aussah: Aufgerissene Lippen, blutendes Zahnfleisch, Schnodder tropfte aus seiner Nase und das Innere seiner Blase entleerte sich in seine Hose. – Fick dich!! Was willst du!? Fick dich!! – kreischte er wie ein angestochenes Schwein.

Shlomos Stiefel  rammte sich wieder tief in seinen Mund.

- Ich wiederhole meine Frage, Schwanzlutscher. Was? War? Im? Moor? Wenn ich gleich den Stiefel rausnehme und aus deinem dreckigen Maul wieder nur Schmonzes rauskommt, so schwöre ich beim Grabe meines Vaters, ich schieße dir den zweiten Wichsgriffel ab! Reden!

- Ein UFO, dort war ein UFO! Abgestürzt im Sumpf! Ich kam nicht ran. Wusste nicht wie. Das Ist die Wahrheit ich schwöre!

- Ein UFO? Von Doktor Axel Stoll oder was? Hast du die Stelle markiert? Natürlich hast du sie markiert! So ein gieriger Gauner wie du lässt sich ein solch fettes Stück nicht entgehen. Wo hast du es? In deinem Navi? Auf deinem Smartphone? Wo?!

Shlomo drückte den Lauf vom AimGuard in seinen blutenden Armstumpf. Der Fette kreischte los.

- Smartphone! Smartphone!!! Rechte Tasche! Mantel! Aufhören! Ich hab alles gesagt!

Shlomo beugte sich nach vorne, wühlte in der bodenlosen Manteltasche des fetten Stalkers und fand endlich das alte LG mit leicht beschädigtem Bildschirm. Er machte es an und hielt den Bildschirm an die linke Hand des fetten Stalkers um ihn zu entsperren.

- Mach mal auf!

Der Fette Stalker gehorchte. Shlomo ging schnell die Bilddateien und Karteneinträge durch. Das schwache Licht des Bildschirms verwandelte sein Gesicht in der Dunkelheit der Ruine in eine teuflische Maske. „Na endlich, haben wir es doch“, dachte er.

- UFO PORRRRNO!! – triumphierte Schlomo, holte aus und schmiss die Flinte über die alte Mauer nach draußen. – Warum nicht gleich so, Bubele.

Mit ein paar Fingerbewegungen änderte er die Zugangsdaten und stecke das Smartphone in seine Brusttasche.

- So, ich würde sagen, dass wir hier durch sind. War nett mit dir Geschäfte zu machen. Ich würde ja sagen „bis zum nächsten Mal“, - Shlomo schaute auf den abgerissenen, blutigen Stumpf und auf das weißgelbe Fett, welches aus dem rechten zerfetzten Hosenbein hing. – Doch ich fürchte dazu wird es leider nicht kommen. Genieß den Rest deines Lebens, Bubele.

Shlomo hängte sich den Riemen seines AKM um den Hals, drehte dem fetten Stalker den Rücken zu und machte sich auf den Weg nach Draußen.

- Warte! Lass mich nicht hier! Ich verreck doch! – rief der fette Stalker. – Was mach ich jetzt?

- Rumschreien, Bubele, - sagte Schlomo ohne sich umzudrehen. – Jetzt kannst du rumschreien.

 

*             *             *

 

Marik kletterte aus dem Gebüsch, richtete sich auf und fühlte sich in Gegend hinein. Seine schon längst erblindeten und bereits ausgetrockneten Augen hinter den zersplitterten Gläsern der sowjetischen Gasmaske nutzten ihm nichts. Er hatte viel bessere Berater, als die fünf gewöhnlichen und meist trügerischen Sinne. Die Zone selbst war auf seiner Seite. Er konnte sich überall verstecken, Wochenlang ohne Nahrung erstarren und jede so kleinste Bewegung in seiner Umgebung erspüren. Die Muskeln und Sehnen seines alten Körpers rissen und verrotteten an vielen Stellen. Dies machte seine Gelenke biegsamer und seine Bewegungen schneller, geschmeidiger und unberechenbarer.

Die Spezies, zu der er einst selbst gehörte, stellten für ihn nur in einer größeren Gruppe eine Gefahr dar. Alleine war sie schwach, blind, taub und leicht angreifbar. Der betäubende Geschmack ihres saftigen Fleisches und ihres warmen Blutes brachten ihn in Extase.

Einer von ihnen lag hinter der alten Mauer, genau in der Richtung, in die er sich hineinfühlte. Er konnte seine schwach lodernde Wärme genau spüren. Langsam kroch er aus seiner Deckung raus, sprang über die Mauer, landete lautlos und näherte sich langsam an.

Ein Teil seines Festmahls lag auf der Erde nur wenige Schritte entfernt. Das Leben hat dieses Stück bereits verlassen. Er hob es auf und biss rein. Es war tot, regungslos und somit langweilig für ihn. Viel interessanter war der zitternde Körper, der genau vor ihm lag. Das Leben wird ihn auch bald verlassen, doch solange es noch in ihm lodert, wird er sich davon nähren.

Marik beugte sich zum Gesicht des sterbenden Mannes vor. Seine Arme und Beine verrenkten sich dabei in einem unvorstellbaren Winkel. In den Glassplittern der Okulare der sowjetischen Gasmaske spiegelte sich der Blick des sterbenden Mannes, voller Angst, Hass und purer Verzweiflung.

Marik riss den Unterkiefer weit auf und demonstrierte seinem Opfer den nach Fäulnis riechenden Schlund mit einem Sägeblatt abgebrochener scharfer Zähne, Würmer, Maden und Insekten, die darin rumkrochen. Für einen Augenblick erstarrte er so: Nach vorne gebeugt, mit weit aufgerissenen Maul. Einige Maden glitten zwischen seine Zähne, fielen runter und wanden sich hilflos auf der Erde.

Und dann biss er zu.

Ein Lauter Schrei voller Angst und Schmerzen schreckte die Krähen auf, die das furchterregende Schauspiel von benachbarten Bäumen beobachteten. Sie krächzten, flatterten und flogen hoch in den grauen trostlosen Himmel der Zone.

Dort, wie nirgendwo sonst, waren sie in ihrem Element. So frei. So sicher. So unerreichbar.




(nachträglich editiert am 03.02.2022 um 18:20 Uhr)

Mädl, Loide!

Es wird wieder zeit für eine Warstory. Diesmal über einen sehr guten guy namens

Dutchman Dave

Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Die dichte Wolkendecke verzog sich vom Abendhimmel und die letzten Strahlen der untergehenden Sonne ließen zum Abschied die flatternden Blätter der Baumkronen hell aufleuchten. Das Rauschen des Windes, das Plätschern des langsam fließenden Baches, der weiche Moos unter den Füßen, die Geräusche und Gerüche des Waldes bewegten die Sinne. Die wilde, ungezähmte Natur versetzte alles in den Zustand des urtümlichen Gleichgewichts. Sie gab das Gefühl der absoluten Belanglosigkeit aller Entscheidungen die man treffen kann, da weder „Richtig“ noch „Falsch“ für sie eine Bedeutung spielte. Und genau darin bestand die absolute grenzenlose Freiheit, die man dem Alltag zu Gute längst verdrängt und vergessen hat.

Das Rascheln vom hohen Gras im leichten Wind beruhigte das Gemüt. Das Zirpen der Grillen weckte die Erinnerung der längst vergangenen Tage auf, wo man als Kind den ganzen Sommer lang, sorglos und ungezwungen durch die Wiesen streifte.

Den heißen tödlichen Sommer.

Das Summen der „Elektras“ brachte Dutchman Dave aus den Erinnerungen auf den Boden der Realität zurück. In einer breiten Schneise, die den Wald in zwei Hälften gehackt hat, lag direkt vor ihn die alte Stromlinie. Das ganze Wertmetall wurde bereits in den Neunzigern von waghalsigen Ganoven geplündert. Nur die Strommasten blieben – alt und verrostet standen sie, wie eine schiefe Zahnreihe und warteten geduldig auf das nächste Opfer. Ihre Gerüste waren dicht mit „Glaswolle“ bewachsen und unter ihnen breiteten sich ganze Kolonien von „Elektras“ aus. Deren Summen machte es schwierig sich zu konzentrieren und die hellen eisblauen Blitze hier und da lenkten die Augen ab.

Dutchman wusste, dass bei der Annährung zum Strommast wird die „Glaswolle“ abreißen und in eine der zahlreichen „Elektras“ fallen. Die „Elektra“ wiederum wird die „Glaswolle“ verzerren und entweder einen „Irrlicht“ aufsteigen oder einen „Funken“ springen lassen. Die Chancen standen in etwa fünfzig zu fünfzig. Dutchman schaute sich aufmerksam – kein „Irrlicht“ weit und breit. Ob es gut oder schlecht war, wusste er noch nicht.

Der sichere Weg über die Stromlinie verlief über die „Brücke“. In etwas zweihundert Metern nördlich von der Stelle, wo Dutchman aus dem Wald rauskam, lag quer über der Schneise ein nagelneuer frisch gestrichener Strommaßt. Wie er dahin kam und warum er nach all den Jahren so aussah wusste kein Mensch. Das Entscheidende war, dass auf der „Brücke“ keine „Glaswolle“ wuchs und unter ihr keine „Elektras“ gab. Sie bauten sich links und rechts von ihr auf, summten und schossen ab und an ihre eisblauen Blitze in die Luft.

Die letzten Sonnenstrahlen des vergehenden Tages erhellten für einen Augenblick drei menschliche Silhouetten auf der anderen Seite der Stromleitung. Dutchman Dave blieb unter dem Schutz vom hohen Gras. Er kniete sich hin und nahm die Richtung aus der die ungebetenen Gäste kamen ins Visier. In der vierfachen Vergrößerung seines Magnifiers erkannte er schmutzige durchlöcherte Lumpen und abgemagerte Figuren. Ihre Bewegungen waren zappelig und angebrochen, als ob ein sehr untalentierter Puppenspieler sie gesteuert hätte. Der erste war noch relativ frisch, vielleicht nur ein paar Tage alt. Die Spuren von Blut und Erbrochenem auf seiner schwarzroten Wächteruniform waren noch erkennbar. Der fast abgerissene Unterkiefer hing auf der linken Seite an einzelnen Hautfetzen und schlackerte bei jedem Schritt hin und her. Die beiden anderen waren alte vertrocknete Mumien. Der Kopf und die Brust vom letzten waren von einem dichten „Bart“ aus „Glaswolle“ überzogen.

- Magic people, voodoo people. – murmelte Dutchman vor sich hin. – Gott habe sie selig.

Die wieder zum „Leben“ erweckten Toten war ein allseits bekanntes Phänomen, bereits so gewöhnlich wie der Tod selbst. Jeder normale Stalker behandelte diese traurigen gestalten mit Respekt und versuchte weitestgehend ihnen die letzte Ruhe zu gewähren, da jeder sich in seinem tiefsten Inneren davor fürchtete irgendwann das gleiche Schicksal teilen zu müssen.

Der tote Wächter hob sein Bein hoch, erstarrte so für einen Augenblick, wie bei einer Parade. Dann setzte er es auf die „Brücke“ ab und stieg auf. Die beiden Mumien folgten ihn. Die hellen Köpfe nannten es die „Restwärme“. Die Verstorbenen behielten für eine gewisse Zeit einige Erinnerungen an ihr altes Leben, doch je älter sie wurden doste mehr geriet davon in Vergessenheit. Die alten halb verrotteten und ausgetrockneten Kadaver, die sich noch irgendwie fortbewegen konnten, blieben immer in der Nähe der frischen Zombies und folgten ihnen blind.

Die Situation entwickelte sich mittlerweile nicht zu Dutchmans Gunsten. Die der Leichen waren jetzt auf der „Brücke“ und versperrten den sicheren Weg über die Stromlinie. Das Verhalten der Zombies war stets unberechenbar. Von den könnte man alles erwarten: von totaler Aggressivität mit Verfolgung bis absoluter Gleichgültigkeit, als ob man für sie nicht existieren würde. Doch die größte Gefahr war hier eindeutig die letzte Mumie mit seinem „Rauschebart“ aus „Glaswolle“. Vermutlich hat der arme Teufel irgendwo ein Härchen davon eingeatmet, dachte Dutchman Dave. Dieses Dreckszeug sprießte und wucherte in seinen Innereien solange, bis sie ihn aus den Ohren kam. Und jetzt lief er watschelnd und schaukelnd auf dem Gerüst der „Brücke“ umzingelt mit eisblauen Blitzen der lechzenden „Elektras“.

Eins stand fest: der Zombiewalk musste weg. Zuerst der tote Wächter. Wenn er fällt, werden die anderen für einen Augenblick stehen bleiben. Somit hätte man genug Zeit um sie in Ruhe auszuschalten. Dutchman visierte die Stirn des toten Wächters an, atmete langsam aus und drückte in dem Moment ab, wo er das Bein zum nächsten Schritt hob. Der Schaldämpfer auf der Mündung des MK18 spuckte dumpf das endgültige Todesurteil für den Wächter. Im nächsten Augenblick lag er bereits regungslos auf dem Gerüst der „Brücke“. Wie erwartet, blieben die beiden anderen Kadaver ratlos stehen. Dutchman visierte die Stirn der ersten Mumie an, atmete aus und schoss. Und in dem Moment wo er den Abzug durchdrückte schob eine unbekannte Macht die Mumie zur Seite. Die Kugel riss ihr die linke Gesichtshälfte ab, sie kam ins Trudeln und ihre Beine verknoteten sich. Das, was danach kam, erschienen Dutchman wie eine halbe Ewigkeit: wie hypnotisiert starrte er die Mumie an, wie sie ganz langsam, wie in Zeitraffer, nach hinten kippt und lautlos von der Brücke fällt.

Die Stille dauerte einen Herzschlag lang. Die Umgebung war wie eingefroren. Selbst der „Rauschebart“ aus „Glaswolle“ auf der Letzten Mumie bewegte sich kaum im leichten Abendwind. Und plötzlich entfachte sich vor Dutchmans Augen ein kleiner Weltuntergang. Die eisblauen Blitze schossen in alle Richtungen. Wie Tentakel windeten sie sich auf der „Brücke“, tasteten gierig jede Stelle der Konstruktion ab. In dem Moment, wo ein Blitz die letzte Mumie traf schmiss sich Dutchman Dave flach auf den Boden und versteckte sich im hohen Gras. Er konnte noch sehen, wie sie in einer grauen Rauchwolke verschwand und wie etwas hell Leuchtendes von ihr in die Luft stieg.

Noch etwa fünf Minuten nach dem der Sturm der Blitze sich gelegt hat und die gewohnte Ruhe eingekehrt ist traute sich Dutchman nicht den Kopf zu heben. Doch die Zeit lief ihn davon und er wollte die Schanze noch vor Einbruch der Nach erreichen. Also richtete er sich vorsichtig auf und scannte die Umgebung nach „Irrlichtern“ sorgfältig ab. Er vergewisserte sich, dass der Zähle auf seinem Smartphone auf null stand und kletterte auf die „Brücke“.

Die Überreste des toten Wächters lagen auf dem Gerüst. Dutchman sah, dass alle Taschen seiner Ausrüstung entweder aufgeschnitten oder auf Links gedreht waren.

- So läuft es hier, Bruder. – sagte Dutchman zum toten Wächter. – Du verreckst wie ein Köter und wirst wie ´ne Kuh ausgenommen. Ruhe in Frieden. Diene Leute werden es erfahren.

Er riss von der Klettfläche am Ärmel das Symbol des Klans zusammen mit der Identifikationsnummer des Toten ab und steckte es ein. Die Information über den Verbleib eines Mitglieds des stärksten Klans in dieser Gegend wird seiner Aufnahme darin sicherlich beisteuern.

Von der letzten Mumie, die vom Blitz getroffen wurde, blieb nichts außer einem Häufchen qualmender Asche über. Oben auf dem Häufchen bemerkte Dutchman einen kleinen Gegenstand, der in seinem Inneren eisblau schimmerte.

- Nadas ist ja ein Ding. – sagte er überrascht. – Komm her, mein Hübsches.

Dutchman streckte die Hand aus um den „Funken“ zu berühren und zog sie augenblicklich weg. Die eisige Kälte des Artefakts verbrannte ihn leicht die Fingerspitzen. Er nahm aus dem Rucksack den Container, zog einen Handschuh an und legte den „Funken“ darein. Das Artefakt wird er als Zeichen des guten Willens dem Klan spenden.

Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und der Wald versank langsam in der Dunkelheit. Dutchman glich die Richtung mit seinem GPS Gerät ab: bis zur Schanz war nur noch eine halbe stunde Fußmarsch. Er blieb kurz stehen, schaute sich um, fand einen riesigen umgestürzten Baum und sprang in den Krater, den die rausgerissenen Wurzeln hinterlassen haben. Aus seinem Rucksack zog er einen festen schwarzen Plastiksack und legte das MK18 darein. Dann zog er den Helm, die Weste und den Warbelt aus, legte sie auch in den Sack und knotete die Öffnung zu. Den Sack versteckte er gut zischen den mächtigen Wurzeln des alten Baums, schmiss noch ein paar Zweige und trockene Blätter drauf und kroch aus dem Krater raus. Die Glock 17 wanderte nach Hinten in den Hosenbund. Im Rucksack blieb nur der „Gentlemans Kit“ eines enthusiastischen Anfängers und der Container mit dem „Funken“.

Dutchman markierte den „Stash“ in seinem GPS Gerät, blieb einen Augenblick stehen, atmete aus und setzte seine Bewegung fort.

Die Garnison der Schanze machte die starken Scheinwerfer an. Die kalten Halogenstrahlen zerschnitten die tiefe Dunkelheit des Waldes. Dutchman blieb kurz in der Deckung der Bäume kurz vor dem Sicherheitsstreifen stehen und lauschte in die Umgebung. Er hörte das leise Flüstern der Stimmen der Kämpfer, die heute Nacht auf dem Dach der Schanze die Wache hielten. Der Wind bewegte die Baumkronen ruhig und entspannt.  Die Zone schlief ein. Dutchman überprüfte noch einmal die Pistole, steckte sie nach hinten in den Hosenbund und trat aus seiner Deckung in den weißen Lichtkegel des Scheinwerfers.

Zwei paar Augen und zwei schwarze bodenlose Mündungen des gepaarten KPV starrten ihn sofort an.

- Ey, Sarge, guck mal! Was´n das für einer? Zombie oder was? Soll ich ihn abschneiden?

- Du bist hier der Zombie, du Spast! Guck doch genau hin wie er geht! Das ist ein Stalker. Ey, Stalker! Wer bist du?

Dutchman rief seinen Namen den Wächtern zu.

- Was? Batman? – rief der Typ am KPV zurück. – Scheißegal! Verpiss dich von hier! Es ist nachts! Alle schlafen jetzt! Komm mal morgen! Morgen werden wir!

- Du hältst die Schnauze! – sagte Sarge zornig zu seinem Untergebenen. – Stalker, komm zu uns! Aber langsam!

- Und Hände! Hände über dem Kopf, damit ich sie sehen kann!

Die Schanze begrüßte Dutchman Dave mit ihrem rauen, männlichen, kameradschaftlichen Charme.

 

*             *             *

 

Hinter verzwickten Labyrinthen aus Stahlbeton tief unter der Erde saß Slanderman und beobachtete die Welt oberhalb seines Verstecks durch die Augen seiner Untertanen. Die, die ihn erschaffen haben hat er vor sehr langer Zeit getötet und mit deren Knochen schmückte er sein Reich. Jetzt ist er der König des verlassenen Königreichs Untertage. Slanderman war nicht sein richtiger Name. Die, die ihn erschaffen haben, gaben ihn keinen. So nannten ihn die Menschen da draußen, wenn sie in der Tiefe der Nacht sich um das Feuer sammelten und Geschichten über ihn erzählten. Er mochte es wie der Klang seines Namens in der Dunkelheit die Herzen der Menschen mit purer prähistorischer Angst füllte.

Durch die Augen und Ohren seiner Untertanen sah und hörte er viel und wusste über alles Bescheid ohne einen Fuß aus seinem Reich nach Draußen zu setzten. Die Zahl seiner Untertanen schwankte ständig: Einige wurden von IHR genommen, die anderen wurden von Menschen kaputtgemacht. So war ein Eindringling der Grund dafür, dass drei seiner Beobachter an der Energieader ihr Dienst vorzeitig verlassen mussten.

Er und zwei andere, deren Wege sich bald kreuzen werden, hatte eine besondere Bedeutung für SIE. Deswegen waren sie noch am Leben. Salnderman wusste es. Bei dem Gedanken ans diese drei fühlte er etwas Neues, etwas Anderes, als gewöhnlichen Drang zur Kontrolle und Sicherheit.

Vermutlich war es… Die Neugier. Er ging tief in sich hinein. Die Zeit der Audienz mit IHR ist wieder gekommen.



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(nachträglich editiert am 09.02.2022 um 17:15 Uhr)

Shlomo und Oldboy - Der Weg in die Zone

 

27.01 2014 Januar - Hamburg

- Digga, sag mir ehrlich: Geht dir das Alles nicht auf den Sack? Wir machen jeden beschissenen Tag den gleichen Mist: Arbeiten in Scheißjobs die niemandem etwas nützen um danach nach Hause zu kommen um dumm abzuhängen. Die paar Taler, die uns die Bosse gönnen, müssen wir sofort abgeben um überhaupt leben zu dürfen! Und die Mickrigen Reste werfen wir raus um Sachen zu kaufen mit denen wir Leute beeindrucken, die wir hassen. Siehst du auch wie sinnlos das Alles ist!? Komm schon! Willst du nicht auch wieder richtig Leben!? Oder willst du weiterhin lebendig verfaulen wie diese ganzen anderen Idioten um uns herum. Bubele, ich muss raus aus diesem Dreck bevor ich verfickt nochmal durchdrehe! Bist du dabei?

- Shlomo, Alter... was soll ich dir sagen? Du sprichst mir aus der Seele aber wie stellst du dir das vor? Wir können uns nicht einfach verpissen? Was denkst du was meine Frau dazu sagen wird: „Klar, Schatz, kein Problem, Schatz. Komm einfach zurück wenn du dein Midlife Crysis überlebt hast. Und ich warte einfach hier, okay“. Und wie deine Frau reagieren wird, will ich mir erst gar nicht vorstellen, alter. Klar, vor zehn Jahren hätten wir uns sofort in irgendein Krisenherd verpissen können um dort Paar wunderbare Jahre das lustige Räuberleben führen So wie damals, als wir in Brandenburg in den Sperrgebieten nach Munition gesucht haben. Das waren gute Zeiten…

- Fuck, Odboy! Scheiß doch mal auf Brandenburg, das ist Kinderkram. Außerdem hat der Drecksstaat das auch versaut. Die ganzen Bereiche in denen wir noch was finden könnten haben sie schon längst umgegraben, deaktiviert und abgesperrt. Selbst die Reste zu verkaufen, die wir damals auf unseren Buckeln rausgeschleppt haben, geht nicht mehr. Am Ende wirst du vom Staat genauso in den Arsch gefickt wie mit einer gewöhnlichen Scheißarbeit.

- Ja, Scheiße man, du hast schon Recht... Aber warte mal, erinnerst du dich noch diesen Kerl namens Boxer? Den haben wir doch damals Paar mal mitgenommen.

- Ja, genau, ein feiner Kerl war das. Der Typ hat mir damals immer von seinen Kontakten zu irgendwelchen Leuten aus Weißrussland erzählt, die einen in diese Zone bei Tschernobyl reinbringen können. Er ist wohl in irgend so einem kleinen Dorf aufgewachsen das nahe an der jetzigen Grenze zum Sperrgebiet liegt. Angeblich wurde das Dorf in den Achtzigern nach dem Reaktorunglück plattgemacht. Ich hab ihn damals einfach für ´nen Schwätzer gehalten, aber weißt du was: Der Typ hat sich letztens bei mir gemeldet! Er hat sich mit so ´nem Irren namens Shmock zusammengetan und macht dort richtig krasse Sachen, die man sich im Leben nicht vorstellen kann. Die Schmuggeln wohl irgendwelche Dinge die es angeblich nur dort geben soll. Wie lange war er Weg? Zwei Jahre? Jetzt hat er sich ein Haus gekauft. Ah, was rede ich da: Es ist kein Haus, es ist eine verfluchte Villa mit zwei tausend Quadratmeter Grundstück. Und rate mal wo? In Blankenese!

- Digga! Genau das wollte ich dir erzählen! Er hat dich also auch deswegen angeschnackt! Also, folgrender Vorschlag: Lass uns einfach noch ein paar Monate dieses scheiß Sklavenleben hier mitmachen. Sammelnd wir etwas Kohle für bessere Ausrüstung als wir jetzt schon haben und dann checken wir ob was der verfickte Boxer für uns tun kann! Der Typ muss doch selbst irgendwie da rein. Und wenn er Zeug schmuggelt, muss er auch irgendwie wieder da raus. Das wird doch end geil, mein alter: wir leben das lustige Räuberleben und wenn wir genug von all dem haben spazieren wir wieder raus und besuchen unsere Leute hier. Und wenn die Kohle knapp wird, gehen wir halt für paar Monate wieder hin und machen einfach unser Ding! Egal, Alter, alles ist besser als dieser Dreck hier!

- Kling gut! Ich werde zusehen, dass ich den Boxer erreiche.

15. Juni 2014 Minsk - Weißrussland

- Oldboy, ich verstehe immer noch nicht was zur Hölle wir in Minsk machen? Die Zone liegt doch in der Ukraine, oder nicht? Kiew ist doch viel näher am Ziel?

- Junge, denk doch mal nach! In Kiew wimmelt es nur so von Extremtouristen, die die Zone sehen wollen. Hier im verfickten Weißrussland gibt’s sowas nicht, weil kein Schwein sich mit Vater Lukaschenko anlegen will. Warte ab. Morgen kommt Boxer vorbei und bringt uns dahin, wo wir zum letzten Mal shoppen können. Da holen wir uns das ganze Spielzeug welches wir nicht über die Grenze bringen konnten ohne direkt danach in den Knast zu wandern. Weißt du was es in diesem Land im Knast jeden Tag gibt? Schwanzfleischsandwich.

Genau deshalb sind wir auch nicht in die Scheiß Ukraine gereist. Boxer meinte das das der größte Fehler ist. Das Ukrainische Militär ist auch nicht komplett verblödet, die wissen ganz genau das die meisten Touris auf dem Weg nach Pripjat den gleichen Weg von Kiew aus entlang der Stromleitungen durch die verlassenen Dörfer und die Schweinezucht nehmen. Da werden diese Kröten schon auf uns warte: für die wären wir ein gefundenes Fressen mit unserer teuren Ausrüstung. Zuerst ficken die uns, dann nehmen die uns aus und schicken danach direkt in den Knast. Oder noch schlimmer: Die lassen uns dort mit dem nackten Arsch zurück ohne sich die Hände dreckig zu machen. Damit wir von alleine elendig verrecken wie die ganzen anderen Penner da, mit ihrer selbstgebastelten Ausrüstung. Hast du kapiert, oder soll ich es dir nochmal erzählen?

- Ok, Ok, komm runter von deinem Berg des Zorns Bubele. Das leuchtet ein. Sag mir nur wie kommen wir jetzt über die Grenze?

- Boxer sagt, die Weißrussen sind da entspannter als die Ukrainer. Sie müssen halt nicht Tagtäglich irgendwelche Selbstmörder abfangen, die unbedingt in der scheiß Zone draufgehen wollen. Presse und Paparazzos werden hier auch nicht reingelassen…

Jedenfalls kennt er ein mittelhohes Tier bei den Grenztruppen, der uns für eine milde Gabe problemlos durchlassen wird. Und wenn wir wieder daraus wollen natürlich auch. Aber lass uns erst mal unsere Koffer ins Hotel schaffen und dort auf Boxer warten. Der wird es noch mal genauer erklären.

16.April 2014 in Boxers Auto

- ehrlich, ich bin richtig froh euch wiederzusehen, Jungs! Ihr kommt wie gerufen! Gut, dass alles so glatt lief. Jetzt werden wir drei richtige Dinge drehen!

Oldboy verzieht irritiert das Gesicht.

- Komm mir nicht so, mein Alter. In diesem Leben gibt es nichts umsonst und das weißt du besser als ich! Ich spüre doch mit dem Arsch, dass du Dreck am Stecken hast. Irgendetwas hast du in der Zone verkackt. Und deswegen brauchst du uns um dich aus der Scheiße wieder rauszuziehen. Sag schon!

- Naja, ich hab dir doch von diesem Kerl erzählt, der mir mit Geschäften geholfen hat? Shmock. Dieser Hurensohn ist jetzt tot блядь!. So wie ich es gehört habe wurde er beim Pissen vor der Bar von Levkoy von einem Blutsauger zerfetzt. Die Scheiße ist gerade mal ein paar Wochen her. Dieser пидор hat ohne mich einen fetten Deal über den Tisch gebracht, gebechert wie das aller letzte Schwein und dann im Suff nachts alleine nach draußen getorkelt. Und dort wurde der dumme Hund mit dem nackten Arsch vom Blutsauger erwischt. Ein scheiß Tod sag ich euch. Doch das wirklich Beschissene ist, dass er noch ne Menge Kohle und ein paar seltene Artefakte hatte. Nur Gott weiß ob er das Zeug vorher versteckt hat oder ob er es in dieser verfluchten Nacht dabei hatte. Alles was man von ihm gefunden hat war die rechte Hand mit der er sein beschnittenen хер gehalten hat. Weiß der Geier wo der Rest abgeblieben ist… Ебаный в рот! Ich wusste, dass dieser Borderliner irgendwann drauf geht. Der hat die Scheiße nur so angezogen und fand das auch noch lustig! Jetzt versteht ihr meine Lage?

Shlomo lehnt sich zwischen den Vordersitzen nach vorne und grinst.

- Keine Sorge, jetzt sind wir ja da, mein Fraynd. Sag mir lieber, wie wir jetzt in die Zone kommen? Hab einige Geschichten gehört, dass die ukrainischen Grenztruppen wohl richtige Probleme mit diesen ganzen Wahnsinnigen habe, die freiwillig in diese Hölle wollen. Ist es hier wirklich besser?

- Блядь, komm mir nicht nochmal mit der scheiß Ukraine! Das hatte ich Oldboy doch schon alles erzählt... Pjotr Homenko, das fette Schwein von den Grenztruppen wird uns rein und auch wieder raus lassen. Der Typ spielt gerne den harten Boss, doch für die grünen Scheine wird er seine Mutter verkaufen. Spielt einfach mit, dann läuft alles glatt.

Im Grunde ist es hier kein Problem in die Zone zu kommen. Vater Lukaschenko hat es sich ziemlich mit der ukrainischen Regierung verscherzt, und scheinbar ist es ihm auch nicht unrecht wenn in der Zone möglichst viel Zirkus abgeht. Jedenfalls fahren wir jetzt nach Masyr. Dort habe ich mir ´ne Bude gekauft um zwischendurch sich eine Auszeit zu gönnen. Von dort aus werden wir mit einem Taxi nach Kirov gefahren und treffen uns dort mit Pjotr. Der wird uns dann genau erkläre wann und wo wir sicher die Grenze zum Sperrgebiet passieren können.

- Und dann?

- Und dann kommt ein langer-langer Fußmarsch direkt durch den Vorort der Hölle. Hast du Dantes „Inferno“ gelesen? Lasst alle Hoffnung jeder, der hier eintritt…

16. April 2014 Dämmerung nahe der Grenze

Oldboy liegt mit dem Fernglas in einem Gebüsch und beobachtet die Sicherheitslinie.

- Ok Gangsters! Die Fußpatrouille ist vorbei. Boxer, was hat der Grenzer noch gesagt?

- In etwa 20 Minuten fährt das „Körbchen“ vorbei, danach haben wir mindestens eine Stunde Zeit weil der Schichtwechsel stattfindet.

- Perfekt!

20 Minuten später kam das alte abgeriebene BRDM und blieb für einen Augenblick stehen. Der auf dem Turm befestigte Scheinwerfer durchsuchte die Gegend. Oldboy sah durch das Fernglas wie aus einer Schießscharte der rote Funke des Zigarettenstummels rausflog. Der Fahrer gab Gas und das Panzerfahrzeug verschwand wieder in der Dunkelheit.

- Ok Bubeles, der Schrotthaufen ist außer Sichtweite. Schnell rüber!

- Shlomo, halt!

Boxer setzt ein Monokular von PVS-14 auf und holt eine Hand voll Schrauben aus der Tasche und gibt sie Shlomo.

-Siehst du den Graben? Renn darüber und spring rein. Wenn du drin bist, wirfst du die Dinge in die Büsche im Halbkreis. Alle fünf Meter eine Schraube. Hast du kapiert?

- Was soll der scheiß? Ist es hier etwa schon gefährlich? Willst du zugucken wie ich von irgendwas zerfetzt werde und sich dabei einen abwichsen oder was?

- Ich will nur sicher gehen, dass die Wichser keine Wildkameras aufgehängt haben. Wenn ja, dann werden morgen schon unsere Fressen im Netz hängen. Willst du, dass man dich jagt wie ein Tier? Mach einfach was ich dir sage und gut is. Mit dem Ding sehe ich ob irgendwo eine Infrarotlampe des Bewegungssensors aktiviert wird. Еб твою мвть, lauf jetzt!

Shlomo rennt, landet unsanft im Graben und wirft keuchend die Schrauben.

- Nichts. Wusste ich doch. Береженного Бог бережет, sagt man bei uns. Über den Vorsichtigen wacht Gott selbst. So soll´s auch sein...

5 Minuten später bewegen sich die 3 Gestalten auf der anderen Seite der Sicherheitslinie durch das Dickicht in Richtung Südosten.

Wolken ziehen auf und verschleiern den Vollmond.

Noch zehn Kilometer bis zur Ukrainischen Grenze, doch sie spüren bereits die kalte lieblose Begrüßung der Zone tief in ihren Herzen. –

Das lustige Räuberleben beginnt.



Zeit für Kreativität und Hass.

Eine neue Stroy ist da über

OldBoy und Shlomo (und Andere)

Sein oder nicht sein? ist das die Frage die man sich öfters stellen sollte? Die Welt ist ständig in Bewegung. Wer etwas sein will muss mitziehen. Wer auf der Stelle bleibt – wird früher oder später von ihr zermalmt. So war es von Anbeginn der Zeit, doch wir – die Krone der Schöpfung machen es sich selbst um einiges schwerer. Der ausgedachte Drang besser zu sein als alle anderen, der künstlich erschaffene Zwang Dinge zu besitzen lassen die Zahnräder dieser verrücktgewordenen Welt sich schneller und schneller drehen. Wie weit kann man kommen bis dieses monströse Konstrukt, welches wir selbst erschaffen haben uns leersaugt und bei lebendigem Leibe verzerrt? Oder wie lange kann es dem ständig steigernden Tempo standhalten, bis es zusammenbricht und uns alle unter sich begräbt?

Also, sein oder nicht sein? Ist das überhaupt die richtige Frage?..

Das merkwürdige Bild, welches sich Oldboys Augen offenbarte entriss ihn seiner Gedanken. Auf einem flachen Stein umkreist vom grotesken Gebilde aus Erde und zusammengeknoteten Bäumen saß ein einsamer Stalker. Das spezifische Camouflage und die filzigen schiefgeschnittenen Dreads deuteten auf seine Zugehörigkeit zum umstrittenen Klan der Freiheit. Eine Sache wurde Oldboy beim ersten Anblick klar: der Stalker saß tief in der Klemme.

- Ey Bro! – die Stimme des Unbekannten klang ruhig und ein wenig traurig.  – Hast du vielleicht Feuer für mich? Ich sitz hier auf dem Trockenen.

In etwa zwanzig Meter vor dem merkwürdigen Gebilde spürte Oldboy das Vibrieren seines Smartphones, der an diverse Indikatoren und Zähler angeschlossen war. Er öffnete den Bildschirm und begriff sofort in welchen Schwierigkeiten der arme Teufel steckte. Unverzüglich setzte er das Atemschutzgerät auf, schloss die externe Sauerstoffzufuhr an und aktivierte die Sprechvorrichtung.

- Klar, – er zog aus der Tasche seiner Schutzweste ein altes Gasfeuerzeug, welches er vor langer Zeit von einem guten Bekannten geschenkt bekommen hat. – Wenn du Schießpulver hast, gebe ich dir Feuer.

- Und meine Hand wird zum Faust. – antwortete der Stalker auf die Strophe des alten Liedes. – Aber pass auf, komm nicht näher. Hier sind überall „Scherben“. Oder was dachtest du warum ich hier auf den Eiern sitze? Wirf das Feuerzeug zu mir in einem Bogen. So hoch wie du kannst. Schaffst du?

Oldboy bemerkte die merkwürdige Bewegung der Luft. Es schien so, als ob unzählige unsichtbare „Klingen“ in Sekunden Takt lautlos durch die Gegend flogen. Ab und zu reflektierten die Strahlen der untergehenden Sonne von diesen „Klingen“ und ließen hier und da kreisförmige Regenbögen erscheinen. Die mysteriöse Schönheit der „Scherben“ war faszinierend und tödlich.

- Wie heißt es doch gleich: und wenn eine Packung Zigaretten in der Tasche ist…

Oldboy stimmte ein anderes bekanntes Lied an, holte aus und schmiss sein heiß geleibtes Feuerzeig hoch in die Luft direkt in die Hände des Stalkers. Er fing es auf, steckte sich sofort eine Zigarette zwischen die Zähne Mund und zündete sie an.

- Aaaahh, - er atmete genüsslich eine graue Rauchwolke aus. – Dann sieht alles nicht so schlecht aus für den heutigen Tag.

Das entspannte Lachen beider Männer klang verzerrt: bei dem einen durch die Sprechanlage des Atemschutzgerätes, bei dem Anderen durch die rasende Bewegung der tödlichen Anomalie.

- Wusstest du, dass Zoi bei der KGB war? – neckte Oldboy den gefangenen Freiheiter. – Warum durfte er wohl in der gesamten Union Konzerte geben?

- Trotzdem hat Kino geile Lieder geschrieben. – antwortete der Stalker. – Ohne Musik wäre die Welt ein trauriger Ort.

- Sag mir lieber wie du in diese Scheiße hineingeraten bist?

- Willst du die lange Geschichte hören oder die Kurze?

Oldboy schaute auf die Karte in seinem Smartphone. Schlomo war bereits am vereinbarten Treffpunkt.

- Ich wähle die Kurzfassung. Die Zeit ist knapp.

Der gefangene Stalker nahm noch einen tiefen Zug, atmete eine Rauschwolke aus und sprach:

- Ich war grade Unterweger im Auftrag des Klans, als mich drei Typen anquatschten. So von wegen ich muss mitkommen und den bei einer Sache helfen. Hätte ich „Nein“ sagen müssen? Aber sicher! Hätte ich „Nein“ sage können? Keineswegs, da sie mich sofort ins Visier nahmen. So haben sie mir alles abgenommen, zu dieser Stelle gebracht, kurz die Lage erklärt und versicherten, dass ich alles zurückbekommen sobald sie das Artefakt kriegen. Anscheinend wussten diese Dreckschweine wie diese Anomalie funktioniert. Ich bin rein, hab ihnen das Artefakt zugeworfen und wurde eingesperrt. Was hätte ich sonst machen können? Sie hätten mich sonst einfach abgeknallt. So hätte ich wenigstens ´ne Chance, weil sie sagten, dass in eine Stunde die „Scherben“ verschwinden würden.

- Und wie lange sitzt du hier schon?

- Seit heute Morgen erst. Ist noch zum Aushalten, wollte aber derbe rauchen. Danke dafür. Und für die Gesellschaft auch.

Oldboy dachte einen Moment nach.

Fressen oder gefressen werden. Sein oder nicht sein. Der Mensch ist dem anderen Menschen – Feind, so ist der heutige Standard. Und ganz besonders hier, in diesem Irrenhaus, der die Zone genannt wird. Im nächsten Augenblick nahm er aus dem Rucksack eine Dose Energydrink, eine luftdicht verschweißte Packung Hartkekse und warf diese Vorräte im hohen Bogen über die lautlos tobende Anomalie.  Er beobachtete wie seine Gabe ihr Ziel erreicht haben, setzte eine Markierung im GPS-Gerät und sprach:

- Na wenn es Aushaltbar ist, dann musst du hier noch ´ne Weile auf den Eiern sitzen. Iss und trink mal was, damit dir nicht langweilig wird. Ich muss erstmal mein Zeug erledigen und danach sehen wir weiter du zu deiner – Oldboy lachte dreckig – Freiheit kommst. Und was diese Typen angeht…

- …Out in the streets, they call it murder… - stimmte der Freiheiter ein neues Lied an.

Oldboy lachte, setzte den Rucksack auf und machte sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Er wollte Schlomo nicht mehr länger warten lassen. Nach ein paar schritten drehte er sich um und fragte:

- Wie nennt man dich eigentlich?

- Wie würdest du mich denn nennen?

Er dachte eine Sekunde nach, dann sagte er lächelnd:

- Danke für den Ohrwurm, Jamrock. Halt´ die Ohren steif!

Einen halben Kilometer vor dem Treffpunkt vibrierte der Smartphone und spukte eine beunruhigende Nachricht von Schlomo aus: „Hier sind 3. Sei bereit“. Vorsichtig, so lautlos wie es nur ging nährte sich Oldboy der kleinen Lichtung mitten im Dickicht der jungen Tannen. Zwischen den nadeligen Ästen erkannte er die schwarze Munitionsweste von Schlomo und die Fragmente der Ausrüstung von weiteren Personen. Die drei waren so selbstlos im Gespräch vertieft, dass sie ihn nicht, obwohl er gerade mal zwei Schritten von ihnen entfernt war. Er kniete sich hin und lauschte dem Gespräch zu.

- … und deswegen sag ich euch: nichts ist besser als Gen Drei White Phosphor. Da siehst du jeden Snork im Wald kacken bevor er überhaupt was merkt. – sagte der Unbekannte mit einer monotonen näselnden Stimme. – Ist zwar nicht billig und schwer zu beschaffen, aber lohnen tut es sich auf alle Fälle.

Der, der gesprochen hat saß zusammen mit seinen Kumpanen auf einer Hälfte der Lichtung. Ihnen gegenüber hockte Schlomo mit seinem berühmten AKM auf dem Knien. Oldboy erkannte die Anspannung in seinen Gesichtszügen. Eins war klar: vom aufgedrängten Gespräch war Schlomo bereits sehr genervt. Die Sache drohte zu eskalieren. Mittlerweile sprach der unbekannte weiter:

- Es sind schon sehr viele Geräte durch meine Hände gegangen, mal hier mal da, deswegen bin ich auch in der Lage alle Vor- und Nachteile aufzuzählen. Sag du mir, Streuner, was hältst du eigentlich von der Nachtsichtoptik?

- Keine Ahnung, hab´ sowas nicht. – antwortete Schlomo mit zusammengepressten Zähnen.

Für einige Sekunden kehrte die Stille wieder ein. Der Wind rauschte in den Baumkronen, irgendwo tief im Wald heulte ein blinder Hund.

- Warum fragst du mich nicht mal was ich von der Nachtsichtoptik halte? – fragte der Unbekannte und ohne auf die Antwort zu warte sprach er weiter. – Na jedenfalls muss ich mal kurz den Lörres in den Wind halten. Ah übrigens, hast du sowas schon mal gesehen?

Hinter der Mauer aus jungen Tannen hörte Oldboy die klackenden Geräusche der Verschlüsse des Artefaktencontainers. Ein goldgelbes Licht erhellte für einen Augenblich den baumlosen Kreis und erlosch wieder, da der Unbekannte sein Container verschloss und setzte die Tirade fort:

- Wenn du auch so einen haben willst, musst du mit meine zwei Fraggels schnacken. Ist zwar nicht ganz einfach daranzukommen, aber die werden dir schon sagen wie es läuft. Ich bin dann mal weg.

Oldboy hörte rechts von sich das Rascheln vom Unterholz und das Knacken der kleinen Äste unter den Sohlen des Unbekannten. Nach einigen Sekunden wurde es wieder still. Anscheinend hat der Unbekannte seine Komplizen verlassen. Die Anspannung der Situation ging langsam an Oldboy über. Er wusste schon, dass es diese Drei waren, die sein neuen Bekannten in die Falle gelockt haben. Und jetzt dachten sie bestimmt darüber nach wie sie die gleiche Masche mit Schlomo durchziehen. Langsam und lautlos klappte Oldboy sein Smartphone auf und tippte eine Nachricht ein: „Bereit, wenn du bereit bist“.

- Ich nehme an euer Schnacker kommt nicht mehr, - sagte Schlomo. – Wollt ihr hier weiter an euren Pimmeln rumspielen oder reden wir übers Geschäft?

- Du hältst die Fresse! – der rechte Stalker stand auf und richtete den Lauf seines AK-74 auf Schlomo. – Hände weg von der Knarre! Stens, filz´ den Bastard mal durch.

- Chupacabra! – schrie Schlomo laut mit vor Angst aufgerissenen Augen und zeigte mit dem Finger irgendwo hinter die Tannen.

Das war das Stichwort zum Handeln. Der böse Aggressor mit AK-74 drehte sich unbewusst um. Seine Augen traf auf den furchteinflößenden irren Blick von Oldboy. Die schwere rasiermesserscharfe Klinge des langen Kukris pfiff durch die Luft und der Kopf des unbekannten Stalkers mit beibehaltenem überraschten Gesichtsausdruck fiel auf dem Boden. Oldboy schubste den enthaupteten wackeligen Körper auf den zweiten Stalker namens Stens, der trotz der Überraschung es schaffte die Pistole aus dem Holster zu ziehen. Er schmiss den Kadaver seines Komplizen zur Seite und richtete die Waffe dahin, wo Oldboy eine Sekunde vorher stand. Das Kukri schwenkte erneut und die Pistole zusammen mit sauber abgetrennten Händen des überraschten Stalkers landeten ebenfalls im weichen feuchten Mos.

Stens starrte einen Augenblick lang auf seine ausgestreckten gekürzten Arme. Sein Gesicht verzerrte sich vor Angst und Schmerz, doch bevor er losschreien konnte, hat der rechte Cross von Oldboy ihn ins Reich der Träume geschickt.

- Bubele, wo warst´n du so lange? – Fragte Schlomo mit dreckigem Grinsen im Gesicht.

Oldboy durchsuchte schnell die Rucksäcke der beiden Stalker nach erste Hilfe Material. Eins musste man lassen: die Beiden waren ziemlich gut vorbereitet.

- Hilf mir lieber. – sagte er seinem alten Freund und schmiss ihn in die Hände eins der Gefundenen Medipacks. – Der hier darf nicht abkratzen.

Mit der medizinischen Schere schnitt er die Ärmel des Stalkers auf, legte auf die Unterarme Blutstopper an und bereitete zwei erbeutete „Instant Skin“ Sätze vor.

- Ist das nicht zu fett für ihn? – fragte Schlomo. – Komm, ich hol´ den Gasbrenner.

- Alter, quatsch nicht rum, mach einfach.

Die abgeschnittenen Stümpfe des bewusstlosen Stalkers wurden durch „Instant Skin“ Folie bedeckt. Dieses Wundermittel, welches die Entwickler zuerst unter Extrembedingungen in der Zone testen wollten, bewirkte wahre Wunder. Die Gefäße wurden schlagartig verschweißt und die Regeneration setzte sofort ein. Das Leben von Stens war nun außer Gefahr. Jetzt musste er nur wieder zu sich kommen und in der Lage sein zu gehen. Oldboy legte die erbeuteten medizinischen Vorräte aus, nickte zufrieden und nahem drei Spritzen.

- Stimulator, Opiat und Antischock, – zählte Schlomo auf. – Willst du aus ihn einen Zombie machen, du krankes Schwein?

- Eher Rockety Rocket. – lachte Oldboy dreckig zurück. – Frag nicht, gleich siehst du alles selbst.

Schlomo kannte seinen Freund bereits viel zu lang um irgendwelche Fragen zu stellen. Er half dabei Stens durch explosiven Cocktail aus drei Injektionen auf die Beine zu stellen und ihn in die von Oldboy angesetzte Richtung zu lenken. Er ging wie in Trance: leerer Blick, weit aufgerissene Augen.

- Übrigens, Ich weiß wo die Drohne ist. – sagte Schlomo. – Ein fettes Schwein hat mir ins Ohr gepfiffen. Ist aber die falsche Richtung, wir müssen zum Moor.

- Vom Moor kommt sie ja nicht weg. – antwortete Oldboy und korrigierte mit einem Tritt die Laufrichtung von Stens. – Bald ist es eh stock düster. Wir gehen hin gleich morgen früh. Heute aber machen wir eine richtig gute Tat.

Zwischen den Baumstämmen erschien wieder das Groteske Gebilde aus Erde und zusammengeknoteten Bäumen mit einem flachen Stein in der Mitte. Der gefangene Stalker war immer noch da drin.

- Zieh mal das Maulkorb an, – warnte Oldboy seinen Freund. – Hier ist alles voller Scheiße und vorne sind „Scherben“. Siehst du den Typen da auf dem Stein? Jetzt begreifst du was Sache ist.

- Was für Hurensöhne! – Schlomo spuckte auf die Erde und setzte seine Atemschutzmaske auf. – Schade, dass der Dritte weg ist. Der ist wohl nicht so dumm wie seine Kollegen gewesen. Vor dem müssen wir uns zukünftig in Acht nehmen.

- Das sehen wir dann. Erstmal müssen wir den Macker da rausholen. – Oldboy holte aus und gab Stens eine richtig saftige Schelle. – Ey, Schönheit, wach auf! Endstation.

Stens atmete laut ein, blinzelte und fing an sich schnell umzuschauen.

- Was ist los, mein Süßer? – Oldboy verstellte theatralisch die Stimme – Hast du schlecht geträumt?

- Was ist?.. Wo bin ich?.. Wer?.. –  stotterte Stens, bemerkte plötzlich die Stümpfe wo früher die Hände waren und fing an zu kreischen. – Oh mein Gott! Meine Hände! Wo sind meine Hände verdammte Scheiße!

- Halt die Fresse! – Oldboy knallte Stens ohne auszuholen noch eine Schelle. – Du fragst dich warum und weshalb es ausgerechnet dir passiert? Ich sag´s dir: solche Ratten wie du denken, dass die Macht im Reichtum liegt. Nein! Da liegt ihr alle falsch. Ich sage, dir, die Macht liegt in der Wahrheit. Du denkst, wenn du jemandem bescheißt und dich daran bereicherst, dass du davon stärker wirst? Nein! Weil die Wahrheit ist nicht auf deiner Seite. Sie ist auf der Seite dessen, den du hintergangen hast. Somit ist er stärker! Kapiert?! Also wie geht es weiter? Machst du es selbst, oder brauchst du Hilfe?

- Hi-Hiiilfe. – stotterte Stens.

Oldboy riss sein Ärmel ab, verband ihn damit die Augen, brachte ihn an die Grenze der fliegenden unsichtbaren „Klingen“ und schubste ihn direkt in den Tod. Er drehte sich sofort um, doch kurz davor konnte er sehen wie die „Scherben“ den Körper von Stens in Stücke gerissen haben. Er sah, wie einzelne Fragmente zusammen mit runden Blasen des herausgeflossenen Blutes, wie in der Schwerelosigkeit zwischen den wirbelnden unsichtbaren „Klingen“ hingen. Die brodelnde Kraft im Bereich der „Scherben“ brachten die Luft zu Vibrieren. Odlboy spürte es und eilte zurück zu Schlomo, der in einer sicheren Entfernung von der Anomalie stand.

- Kopf runter! Geh hinter den Stein! – schrie Oldboy zu Jamrock. – Gleich rumst es!

Im nächsten Augenblick „platzte“ die Anomalie mit einem schussähnlichen Knall und schreckte die Krähen auf, die in einem schwarzen Schwarm krächzend in den Abendhimmel flogen. Das Echo hing noch lange in der Tiefe des Waldes zwischen den Tannen und Kiefern.

Oldboy und Schlomo und überprüften ihre Messgeräte: die Zähler standen auf null. Entspannt zogen sie die Atemschutzgeräte aus und gingen zu der Stelle, wo vor einigen Sekunden noch die „Scherben“ tobten. Unten, im sauber abgeschnittenen mit feinem Blutstaub bespritzen Unterholz lag merkwürdig geformter rot leuchtender Gegenstand. Oldboy, Schlomo und Jamrock standen über dem frisch geborenen Artefakt und schauten sich dieses totes furchteinflößendes Wunder an, welches gerade ein Menschleben kostete.

- Tja, was soll ich sagen? – sprach Jamrock leise. – Jetzt schulde ich euch mein Leben, wa?

- Sein ist doch viel besser als nicht sein, stimmt´s? – fragte Oldboy in die Runde.

- Ich weiß nicht genau was du meinst, bro, aber ich sag einfach mal ja. – antwortete Jamrock

- Du kannst dich später bedanken. – sagte Schlomo. – Bald wird es dunkel. Heute schaffen wir eh nichts mehr. Sag mir, mein Freynd, wo können drei Gentlemen, wie wir, in dieser Gegend einen reinlöten? Aber nur von der allerfeinsten Sorte!

- Bro, kein Wort mehr! Kommt mit, ich bringe euch zu Ganja 5! Dort stelle ich euch richtig coolen Leuten vor, – sagte Jamrock fröhlich und lachte – und dann feiern wir mein Geburtstag!

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Der Mann eines undefinierbaren Alters saß in seinem düsteren Reich vor der leuchtenden Wand aus Monitoren und trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte.

In drei Tagen muss er in die obere Etage zur Erstattung eines Lageberichts. Es gab sowohl gute, wie auch schlechte Nachrichten. Überwiegend waren es gute Nachrichten, doch er wusste bereits, dass für die Verzögerung der Ausführung er verantwortlich gemacht wird.

Er dachte einen Moment nach, öffnete er den Messenger und tippte eine kurze Nachricht ein. Bis zur Berichterstattung hätte er noch genug Zeit, und diese Nachricht wird schon dafür sorgen, dass der sorgfältig ausgearbeitete Plan in Erfüllung geht. Zufrieden lehnte er sich zurück und vertiefet sich in das Flimmern der Monitore.

Tief in der Zone vibrierten gleichzeitig drei Smartphones.

Der Countdown begann.






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