Das Jahr 2008:

In den Kinos läuft Slumdog Millionaire und WALL-E und das iPhone 3G ist der heißeste Scheiß. Der Klimawandel rückt in das Bewusstsein der Menschen und Russland marschiert in Georgien ein. 

Sommerhits:

This Is The Life. Amy MacDonald 
Bleeding Love. Leona Lewis 
All Summer Long. Kid Rock
Apologize. Timbaland Pres. One Republic 
Mercy. Duffy...
I Kissed A Girl. Katy Perry

Frühjahr 2008

Ein blutiger Sommer bricht über Afghanistan herein. Die Taliban gewinnen zunehmend an Stärke und trotz umfangreicher Operationen gelingt es den ISAF Kräften, zusammen mit der Afghan-National-Army ANA und Afghan National Police ANP, nicht, die Taliban nachhaltig zurückzudrängen. Auch in Provinzen, die bisher als relativ sicher gelten, kommt es vermehrt zu Anschlägen und Attentaten. Die Anschläge richten sich allerdings nicht ausschließlich gegen militärische Ziele. Die Taliban zielen auf die afghanische Zivilbevölkerung. 2009 sind sie laut Angaben der Vereinten Nationen für über 76 % der Opfer unter afghanischen Zivilisten verantwortlich. Trotz Milliardenhilfe und einer zunehmenden Zahl ausländischer Truppen im Land, ist kein Fortschritt erkennbar. Im Untergrund formieren sich die Taliban unter Führung von Mohammed Abdullah und nutzen jede Gelegenheit weitere Provinzen unter ihre Kontrolle zu bringen.

Bild: zum Teil können die Taliban völlig frei agieren

Mai 2008 Provinz Helmand

Um der wachsenden Bedrohung zu begegnen verstärkt die ISAF ihre Präsens in der Provinz Helmand. Nahe des kleinen Ortes Mardschah wird die FOB Lonestar (die gibt's da wirklich) ausgebaut. Neben der US Army und USMC, sind für die Ausbildung der ANA, auch britische und deutsche Soldaten hier eingesetzt.

Bild: FOB Lonestar

Bild: IEDs eine ständige Bedrohung - hier Ausbildung der ANA

Juni 2008 Provinz Helmand

Die Taliban haben ihre Taktik radikal verändert. Versuchten sie früher noch die Bevölkerung noch mit Verhandlungen auf ihre Seite zu ziehen, machen sie nun systematisch Jagd auf Dorfälteste und andere Würdenträger, welche der ISAF positiv gestimmt sind. Schon ein Gespräch mit der ISAF kann in ihren Augen schon das Todesurteil bedeuten. Regelmäßig kommt es nun zu gewalttätigen Anschlägen, welche durch die ISAF Kräfte nur schwer unter Kontrolle zu bringen sind.

Oberstes Ziel der ISAF ist es die Dorfbevölkerung und ihre Anführer mit allen Mitteln zu schützen.

Gleichzeitig gelingt es den Taliban, mit gezielten Angriffen auf Stellungen und Außenposten der ANP/ANA, Angst und Verzweiflung unter den afghanischen Polizisten und Soldaten zu sähen.

Bild: Ort eines Anschlags in Mardschah bei dem der Polizeichef getötet wurde

Bild: Taliban posiert in einem aufgegebenem Außenposten

22. Juni 2008 21:30 Lokalzeit

In der armseligen Küche glimmt ein kleines Feuer, dass den Tee auf Temperatur hält und den Raum mit Rauch erfüllt.  Außerhalb der Lehmmauer des Grundstücks wird die Ruhe der Nacht von Hundebellen durchbrochen, welches in dieser ländlichen Gegend so gut wie nie aufhört. Vereinzelt hört man den Laut knatternden Motor eines Mopeds, welches sich seinen Weg durch die von Schlaglöchern und Schlamm durchsetzten Straßen bahnt. Zusammen mit seinen Söhnen sitzt der Dorfälteste von Mardschah im Wohnzimmer, die Frauen befinden sich in einem Nachbarraum und waschen das Geschirr. Im Fernsehen laufen die Nachrichten in denen Präsident Hamid Karzai über die angesetzten Wahlen im nächsten Jahr berichtet. Als der Präsident von den Fortschritten bei der Talibanbekämpfung berichtet, fängt die Runde an zu lachen. Trotz vieler Probleme ist die Stimmung im Raum heiter. 

Plötzlich springt die klapprige Holztür auf, die zum Außenbereich führt. Zwei maskierte Männer mit AKs stürmen den Raum. Ohne überhaupt etwas zu sagen, hebt der eine von ihnen sein Gewehr und drückt ab. Eine Salve von Projektilen durchschneidet den Raum. Innerhalb einer Sekunde sterben zwei der Söhne des Dorfältesten. Die Kugeln durchschlagen die Wand zum Zimmer mit den Frauen, töten seine einzige Tochter und verletzen seine Frau am Bein. 

"Du weißt warum das geschieht, alter Mann!" ruft einer der Männer. Hebt seine Waffe erneut in die Richtung des Dorfältesten und drückt ab.

Nichts geschieht. Die Zündung der Patrone versagt. Den Moment nutzend tritt der verbliebene Sohn kräftig gegen die Shisha. Heißes Wasser und Asche ergießt sich in Richtung der Angreifer. Der zweite der Beiden lässt vor Schmerzen seine Waffe fallen. Der Dorfälteste greift zu einem Zierdolch an der Wand, verfehlt die Angreifer aber, welche die Flucht ergreifen. Draußen wartet bereits ein Dritter auf seinem Moped. Überladen tuckert das Moped dröhnend davon. 

"Wir werden wiederkommen" ruft einer der Angreifer noch aus der Ferne. Vor den Schwellen seines Hauses bricht der Dorfälteste zusammen. Binnen eines Augenblicks wurde die Hälfte seiner Familie ausgelöscht. Überwältigt von der Situation, ergießt sich das Gefühl endlosen Hasses über ihn, der keine Trauer zulässt. Er weiß wo die Taliban sind und er hat eine Vermutung wer die Männer sind. 

Und so macht sich der alte Mann auf den Weg durch die Dunkelheit zur ISAF Basis.