Auch als großer Fan japanischer Airsofts muss ich natürlich trotzdem eingestehen: Nein, auch die Japaner machen bei Airsofts nicht immer alles toll und gut :D
Da muss man z.B. bei einer Firma wie Marushin gar nicht lange suchen – die bauten und bauen coole, ausgefallene Modelle, teils sehr sammelwürdig, aber technisch ist da echt verdammt viel Schrott dabei :P
Nicht ganz so extrem ist es bei Tanaka, denen man tatsächlich auch richtige Meisterleistungen in Sachen Technik und System zuschreiben kann.
Ihre Shotguns haben aber teilweise nicht unerhebliche Probleme gehabt, so auch die erste Shelleject Shotgun, die sie gebaut haben: Die Winchester M1897 Trenchgun.
Die erste M1897 brachte Tanaka bereits 1993, soweit ich weiß aber in einer ersten Version, die später noch überarbeitet wurde. Die Airsoft-Trenchgun war das Schwestermodell der Tanaka M1897 PFC Modelgun, die im selben Jahr debütierte.
Die Shelleject M1897 wie die meisten sie kennen dürfte ca. 2004 – 2005 auf den Markt gekommen sein, zu der Zeit war das System mit dem Gastank in den Hülsen der heißeste Shit :P Es gab zwar vorher schon Shotguns mit Hülsen, z.B. Maruzens M870, die verwendeten aber die Hülsen nur als „Patronenkammer“ für die BBs, die Energie kam woanders her: Aus einem Gastank entweder in der Schulterstütze oder bei kurzen Shotguns im Pistolengriff.
Das System mit dem Gas in den Hülsen brachte den Vorteil mit sich, dass der Aufbau der Shotgun sehr nah am Original gebaut werden konnte, weil eben keine Energiequelle an unrealistischen Stellen untergebracht werden musste.
Der Nachteil war natürlich ganz klar, dass das Bauteil mit dem Gastank systembedingt regelmäßig auf den Boden knallte, es wurde ja schließlich immer wieder ausgeworfen :D
Das machte die Tanaka Shotguns von „nicht so gut für Spieler geeignet, weil es Hülsen ausspuckt“ zu „kein bisschen für Spieler geeignet, weil es Hülsen ausspuckt, die einen Gastank und Mechanismus beinhalten, der mit der Zeit durch Aufprall einfach undicht wird und kaputt geht“
M1897 mit den beiden Original-Hülsen, die ab Werk beilagen
Tanaka Shotguns sind damit ziemliche Nischenprodukte für Sammler, trotzdem hat PPS das Ganze tatsächlich geklont und es sind noch weitere Hersteller dem Tank-in-der-Hülse-System gefolgt (APS und Dominator).
Tanaka blieb bis heute dennoch der einzige Hersteller, der eine M1897 gebaut hat, alle anderen haben sich massiv auf die M870 eingeschossen (rühmliche Ausnahme ist Marui, die zwar auch 870er haben, aber zudem noch eine Vielzahl anderer, teils sehr ausgefallener Shotguns; nur leider nichts hülsenauswerfendes)
Die Flut an shellejecting M870ern ist so massiv, dass es fast schon wieder langweilig ist, quasi die M4 der Shotguns ;)
Die Winchester M1897 Trenchgun kam also ca. Mitte der 2000er raus und fand durchaus eine gewissen Fangemeinde.
Tanaka baute sie auch als Modelgun mit Plugfirecap-Hülsen, diese haben sie gerade letztes Jahr als Version2 neu aufgelegt. Eventuell gibt es da ja Hoffnung auf ein Revival der Airsoftversion?
Hierzulande wurde die Trenchgun tatsächlich kurze Zeit offiziell von deutschen Shops verkauft, es haben aber nur wenige hierher geschafft. Tanaka produzierte diese Shotgun zudem ein paar Jahre, dann stellten sie die Produktion ein und das Modell ist inzwischen weltweit ein gesuchtes Sammlerstück.
Wie für die damalige Zeit üblich, bauten japanische Airsofthersteller fast ausschließlich Kunststoff-Airsofts, obwohl sie bei Langwaffen schon immer auch Metall verwenden durften (nur leider keinen Stahl).
So hat auch die M1897 ein Kunststoff-Gehäuse, durchaus robust gebaut, zudem Metall-Lauf und Magazin-Röhre, auch innerhalb des Zubring-Mechanismus ist angenehm viel Metall verbaut.
Der Verschluss und der „Firingpin“ sind aus Kunststoff.
Schaft und Pumpgriff sind aus spitzenmäßigem, schwerem Holz – ein Markenzeichen von Tanaka, die ihre Firmengeschichte damit begonnen, in den 70ern Holzschäfte für High-End Modelgunhersteller zu produzieren.
Jetzt hat mancher vielleicht aufgefhorcht bei „Verschluss und Firingpin sind aus Kunststoff“ und das ist auch tatsächlich ein großes Manko der Trenchgun.
Der Firingpin ist ein dicker Plastikkolben, der so konstruiert ist, dass er beim Abdrücken einen Ring einpresst, der um das Einfüllventil der Tanaka-Shells am Hülsenboden sitzt. Der Pin ist auch nicht das Problem, zudem ist es bei der hoch-restriktiven japanischen Gesetzgebung verständlich, dass Tanaka hier keinen Metall-Pin verbauen wollten.
Das Problem ist der Verschluss um den Firingpin herum, den man getrost zumindest aus Gussmetall hätte machen können.
So beinhaltet der Verschluss seitlich auch einen kleinen „Tunnel“ innerhalb des Führungsstegs des Verschlusses mit einer Feder und einem kleinen Stift, der von hinten auf die rechte Auszieherkralle drückt und sie unter Federspannung hält.
Konstruktionsbedingt entsteht hierbei Hebelwirkung auf den Tunnel, der über viel zu dünne Plastikaußenwände verfügt.
Abgebrochenes Teil des Stegs, hier sieht man, dass die rechte (im montierten Zustand obere) Wand des Tunnels höchstens 1mm stark ist - das KONNTE gar nicht nicht brechen
Das Ergebnis sind viele M1897-Verschlüsse mit gebrochener Tunnelumhausung. Manch einer hat gleich den ganzen Steg weggefräst und durch einen langen Metallquader ersetzt, in den er einen Tunnel gebohrt hat (das ist natürlich die stabilste Variante), andere haben sich den gesamten Verschluss neu in 3d gedruckt (https://www.myminifactory.com/object/3d-print-tanaka-model-gun-m1897-bolt-57474)
Bei meiner war der vordere Bereich des Stegs + Tunnel weggebrochen, Feder und Stift, sowie Auszieherkralle fehlten.
Im vorderen Bereich gebrochener Steg
Problematik mit der Hebelwirkung bei montiertem Stift + Feder + Auszieherkralle
Bevor ich mich an die Reparatur des Stegs gemacht habe, habe ich erstmal geschaut, ob ich in Japan Ersatz für die Kralle finde. Von dort kamen 2 C-Tec Auszieherkrallen in Stahl, also tatsächlich Aftermarket-Teile für die M1897 – hätte ich gar nicht erwartet :D
Mit der Kralle ließ sich jetzt besser überlegen, wie man das wieder hinbekommt.
Dabei half unerwarteterweise der riesige Fundus an 1911er GBB – Teilen, den ich von einem Freund bekommen hatte und in dem unter anderem eine passende Feder, ein Stift und – besonders überraschend – ein Bauteil zu finden war, das perfekt als Tunnelersatz herhielt.
Es handelte sich dabei um das Teil mit den 2 gefederten Stiften für den Schlittenfang und die Sicherung, befindet sich bei 1911ern oberhalb der linken Griffschale und ist normalerweise eine „Röhre“ mit einer Lasche nach unten, die durch die Griffschale und die obere Griffschraube gehalten wird.
Das Teil kam aber wohl von einem 1911er anderer Bauart, es hatte keine Lasche, nur zwei Haltenasen an der Rückseite.
Die Rundung auf der einen Seite passte optimal in die gerundete Nut am M1897-Verschluss.
Also kurzerhand das Teil auf die richtige Länge gekürzt und „anprobiert“. Sah vielversprechend aus, verschwand auch ohne zu Verkanten beim zurückziehen des Pumpgriffes in der Nut des Gehäuses, das den Steg als Führung aufnahm. Schien alles zu funktionieren, also weiter im Text.
Einfach nur festkleben wollte ich das aber nicht, das hätte mit der Hebelwirkung auf Dauer vermutlich nicht gut gehalten.
Also kam nur verschrauben in Frage, das mussten aber extrem kleine Schrauben sein.
Da ich dem alten Kunststoff nicht zutraute, bei so kleinen Schrauben auf Dauer ein grobes Schneidgewinde festhalten zu können, ohne auszubrechen, entschied ich mich letztendlich dafür, Muttern in vorgebohrte Löcher einzupressen / einzuschlagen.
Es sollten dann somit SEHR kleine Gewindeschrauben (dürften 0,8 – 0,9mm haben) mit Senkkopf und SEHR kleinen Muttern werden:
Zur Vorbereitung des Tunnelersatzes erst mit einem kleinen Bohrer 2 Löcher gebohrt, dann mit einem größeren durch die Außenseite für den Schraubenkopf und innen noch Versenkungen gebohrt, damit die Schraubenköpfe ganz verschwinden und der Feder und dem Stift nicht im Weg sind.
Bei dem kleinen Gefummel kommt man sich manchmal fast wie ein Uhrmacher vor :P
Dann mit einem Bohrer, der minimal kleiner als die Muttern ist, Versenkungen in den Verschluss bohren, Muttern reindrücken und mit einem Splintaustreiber vorsichtig einhämmern.
Bei der vorderen Versenkung (wo es auch direkt hinter der Auszieherkralle am wichtigsten ist) war beim Verschluss mehr Material vorhanden, somit ließen sich dort 2 Muttern hintereinander einschlagen, insbesondere die tiefersitzende wird den Verschluss definitiv nicht mehr so mir nichts dir nichts verlassen :D
In der hinteren Vertiefung fand nur eine Mutter Platz.
Tunnelersatz an den Verschluss geschraubt, noch etwas nachjustiert, Feder und Stift eingesetzt, Auszieherkralle rein – passt alles!
Natürlich gleich mit Shells getestet, Ergebnis:
Die originalen Tanaka-Shells sind etwas widerspenstig, Auswurf läuft nicht immer einwandfrei.
Die Aftermarket Madbulls-Shells dagegen laufen spitzenmäßig – endlich kann die Trenchgun wieder das, was am meisten Spaß macht :D
Kleinteile wieder raus, Tunnelersatz und den Bereich drumherum (der natürlich auch ein bisschen was abbekommen hat, z.B. Klebereste vom Versuch, den Kunststofftunnel zu kleben) schwarz lackieren, fertig.
Ist natürlich keine High-End-Präzisions-Reparatur, optisch eher „meh“, zumal da jetzt 2 Löcher sind, wo sie nicht hingehören, aber hey: Die Reparatur ist funktional, optisch kein Totalausfall und ich freu mich gerade riesig, dass dieses seltene Sammlerstück nicht mehr nur Dekofunktion hat :D
Kurzes Video kommt morgen noch nach :)
Schlussbild, das Bajonett ist übrigens ein offizielles Accessoire von Tanaka, passt darum wie angegossen ;)