Adventscontest G36 HexTech Resurrection
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(nachträglich editiert am 10.12.2017 um 16:15 Uhr)

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https://s7.postimg.org/a1brin9vb/20171208_105503_Richtone_HDR.jpg

Waffe: Jing Gong G36
Kategorie: Kreativ
Arbeitszeit: ca. 7 Stunden
Farben: Acryl und Ölfarben, sowie Klarlack
Medien: Feinhaarpinsel, Schablonen, Lötlampe, Schuhbürste
Alleinstellungsmerkmal (m.M.n.): Kein Einsatz von Spühfarben meinerseits, Art des Musters, das 'Flambieren'

Vorgeschichte 

Aus Gründen der Fairness und um auch keine Arbeit als meine zu verkaufen die nicht meine ist, muss erwähnt 
werden, dass es sich hier um eine Seconhand Waffe handelt, die ich vor rund 3 Jahren in einem Marktplatz bei Facebook erworben hatte. Der Tarnanstrich stammt vom Vorbesitzer und sah ohne Bearbeitung meinerseits wie folgt aus: 
https://s7.postimg.org/4d5gro5hz/20171206_085829_Richtone_HDR.jpg

Mein Beitrag beschränkt sich somit auf das was ich auf Basis dieses Paintjobs mit der JG G36 angestellt habe und ist auch bitte so zu werten. 
Nichts desto trotz gibt es an diesem Gewehr keinen Quadratzentimeter, der nicht von mir bearbeitet wurde. Und ich rede hier nicht von der Klarlackschicht zum Schluss. ;) 

Warum habe ich mich also dazu entschieden auf der Vorarbeit eines anderen aufzubauen? 
Nun, zum einen ist der Paintjob mit keinem mir zur Verfügung stehendem Mittel zu entfernen. Nagellackentferner, Verdünner, Bremsenreiniger, Aceton, alle haben sie versagt. Entweder wurde die Farbe kein Stück entfernt, oder der Kunststoff unter der Farbe wurde gleich mit angegriffen und bekam eine unschöne Verfärbung. Schmiergeln fällt leider auch weg. Jeder der schon einmal versucht hat etwas zu lackieren dass vorher von Hand geschmiergelt wurde weiß, dass man am Ende jede noch so kleine Abweichung in der Oberfläche sieht. Und bedenkt man die vielen kleinen Kanten, Ecken und Radien die ein G36 hat, dann bekommt man nie ein sauberes Oberflächenbild geschmiergelt. Ich zumindest nicht. 

Warum wollte ich überhaupt etwas an dem Paintjob ändern?
So gut und sauber die Tarnung auch aufgetragen wurde, sie war einfach lieblos komplett über alle Teile des Gewehrs geklatscht. Vor 3 Jahren, als das meine erste Knarre zum reinschnuppern in das Hobby Airsoft war, war das okay. Nur mittlerweile wird das Gerät nicht mehr bespielt und setzt nur noch Staub an. 
Zum wegwerfen zu schade und um es auszustellen zu plump. Niemand will seinen Freunden oder Besuchern einen JingGong G36 Plastikbomber mit generischem Tarnmuster präsentieren. Ergo: Die Waffe muss neu aufgelegt werden. 
Stiltechnisch bin ich ein großer Freund davon, wenn mehrere Techniken ineinander übergreifen und sich möglichst ergänzen. Auch Understatement, sprich "lieber zu wenig als zu viel", ist etwas dass mich mehr reizt, als jeder noch so coole großflächig aufgetragene Anstrich. Von Airbrush-Adlern auf Harleys mal abgesehen. ;) 
Zu beurteilen ob ich mein Ziel erreicht habe, liegt nun bei euch. 

Paintjob

Was stellt man nun also mit einem generischem Tarnmuster an, dass zu keiner mir bekannten Klamotte passt? Es wäre ein leichtes gewesen einfach nur zur Sprühdose zu greifen und drauf los zu legen. Aber da ich wie erwähnt die Waffe bereits mit dem Anstrich bespielt hatte, wollte ich ihn erhalten. Ziel war es also nun nicht einfach was vorhandenes zu ersetzen, sondern zu pimpen. 
Hier meine Arbeitsschritte in der Übersicht: 
- Vorhandenes Tarnmuster "flambiert" 
- Waffe demontiert und Schlüsselkomponenten Schwarz lackiert 
- Hexagon Muster aufgemalt 
- Details wieder hervorgehoben


Tarnmuster flambieren

https://s2.postimg.org/4rc1td7px/20171207_192721_Richtone_HDR.jpg

Der mit Abstand spaßigste, wenn auch kritischste Teil dieses Projektes. 
Wenn man auf einen Gegestand aufgetragene Lacke erhitzt, dann werden Anteile des Lackes verbrannt. Das sorgt einerseits für eine Verfärbung und kann unter Umständen zu Blasenbildung oder zum Brechen der Lackschicht führen. Je nachdem welcher Effekt im Vordergrund stehen soll, sollte man entsprechend großzügig bzw. sparsam mit der zugeführten Wärme umgehen. 
Als Hitzequelle eignen sich vorallem Heißluftföhn und Bunsenbrenner bzw. Lötlampe. 
Ich habe mich für letzteres entschieden, da mir ein Heißluftföhn zu großflächig arbeitet und ich für diesen Arbeitsschritt möglichst viel Kontrolle darüber haben wollte, wo und wie sehr ich etwas erhitze. Von dem Gebrauch von Feuerzeugen ist hier übrigens abzuraten. Die Flamme wird einfach nicht heiß genug, wodurch ihr nur Rußspuren auf der Waffe hinterlasst, was dann nachher unverkennbar unschöne Muster hinterlässt wie die Zündelleien von Jugendlichen an den Türen von Bahnhofstoiletten. 
Eigentlich müsste es nicht erwähnt werden, aber der Vollständigkeit halber tue ich es dennoch: Passt beim Nachahmen auf, dass ihr den Kunststoff eurer Waffe nicht zu weich macht. Verformungen an Handguard und Co sind nicht weiter tragisch, aber sobald es an den Body geht kann später unter Umständen die Funktion eurer Waffe beeinträchtigt werden. 
Ist man mit dem Verfärbungsbild das die Flammen gezeichnet haben zufrieden, dann reicht es an dieser Stelle eine Schuhbürste oder eine alte Zahnbürste zur Hand zu nehmen, um die Waffe von den tatsächlich verkohlten Stellen im Lack zu befreien. Dadurch kommt der Kunststoff unter dem Lack zum Vorschein, was noch einmal eine rustikale Note hinzufügt. 

Schlüsselkomponenten schwarz lackieren

Eigentlich komplett selbsterklärend. Wie beschrieben gefiel es mit nicht, dass der Vorbesitzer bis auf Außenlauf und Muzzle alles in einem Rutsch lackiert hat. Das ist zwar bei Tarnanstrichen wohl Standard wenn ich mir entsprechende Threads hier im Forum so ansehe, aber meiner Meinung nach wirkt das einfach nur lieblos. Griff, Abzug, Feuerwahlhebel, Magazinschacht, Picantinny, Ladehebel, vorderer Slingmount sowie alle Schrauben und Bleche wurden schwarz angemalt.
Und weil ich nicht wollte dass diese Teile später einen anderen Schwarzton haben als das Muster das ich Aufmalen würde, habe ich alles von Hand angemalt. 

Hexagon Muster

https://s2.postimg.org/w7b85mhut/20171207_235754.jpg

So schnell, witzig und effektiv das Flambieren war, so ansträngend und langwierig war das Aufmalen des Hexagon Musters. Aus Papier habe ich mir unterschiedlich große Vorlagen geschnitten, mit deren Hilfe ich dann nach und nach die Formen auf die Waffe aufgetragen habe. 
Damit ein solches Muster anschließend auch schön anzusehen ist, muss sowohl sauber als auch gleichmäßig aufgetragen werden. Hier lag die eigentliche Herausforderung, denn mit einem Pinsel ist das gar nicht so einfach. Großflächige Schablonen fielen aufgrund der Konturen des Gewehres aus und so blieb mir nichts anderes als Sechseck an Sechseck zu reihen und mich so immer weiter vor zu arbeiten. 
Ich behaupte, am Ende ist mir ein Muster gelungen, dass weder eintönig noch aufdringlich wirkt. Der Wechsel von ausgefüllten Waben und Gitterstruktur und silbernen Elementen, als auch die Platzierung der einzelnen Komponenten bilden hier das Alleinstellungsmerkmal. Jeder Strich Frabe ist durchdacht und genau dort wo er sein soll. 
Zusätzliche Herausforderung: Hätte ich mich auch nur ein einziges Mal vermalt, mit Farbe gekleckert oder wäre beim Malen mit der Handkante in frische Farbe gekommen, das gesamte Projekt wäre hinüber gewesen. Denn es hätte keinen Weg gegeben die schwarze Acrylfarbe rückstandslos vom Body zu entfernen, ohne nicht auch die Schicht darunter anzugreifen. Später Kanten "sauber übermalen" fällt auch weg. Dafür ist der Farbverlauf des Tarnmusters zu komplex. 


Details

Abschließend hab ich noch einmal Kleinigkeiten, wie die Beschriftung unterhalb des Feuerwahlhebels oder an den Einstellschrauben des "Scopes" hinzugefügt. Auch habe ich ein paar der Waben sowie einige Kanten mit einer Technik die sich "Waschen" nennt hervorgehoben bzw. aufgebrochen. (Beim Waschen verdünnt man eine Acrylfarbe, die dunkler ist als die Fläche auf die man sie auftragen will, soweit mit Wasser, dass sie sich nur an Kanten und Vertiefungen sammelt. 
Der Vollständigkeit halber sollte auch die Klarlackschicht erwähnt werden die die Waffe zwecks Versiegelung bekommen hat. Lässt man diese aber außen vor, ist alles was ich an Farbe auf die Waffe aufgetragen habe in Handarbeit geschehen, sprich es wurde nichts abgeklebt und übergesprüht, sondern alles penibel mit Pinseln in verschiedenen Größen aufgetragen. 

Alles in allem bin ich mit dem Ergebnis mehr als nur zufrieden. 

https://s7.postimg.org/6hptstcaf/20171208_105146_Richtone_HDR.jpg
https://s7.postimg.org/iwclt5bif/20171208_105236_Richtone_HDR.jpg 

Ein expressionistisches Meisterwerk 

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(nachträglich editiert am 10.12.2017 um 17:19 Uhr)

Weil ich per PN noch einmal gefragt wurde, was ich mir denn unter "unschöne Muster wie die Zündelleien von Jugendlichen an den Türen von Bahnhofstoiletten" verstehe, hier noch einmal für alle, warum von Feuerzeugen zum Flambieren abzuraten ist. 





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