Bundeswehr: Einsatzweste über Schutzweste
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Hallo

Kann mir jemand sagen, warum beim Bund Einsatzwesten über Schutzwestem getragen werden, obwohl diese auch über IdZ-Schlaufen verfügen. Könnte man nicht die Taschen direkt an der Schutzweste befestigen?

Um z.B: Im Lager oder aufgesessen auf Dingo etc die Schutzwirkung zu haben, sich aber nicht mit schweren Kampfmitteln zu belasten.

Ich hab solche Schutzwesten mal gesehen. Daher behalte ich mir die Richtigkeit meiner Aussagen vor. 


Die Schutzwesten haben das 95er Koppelsystem an einigen Stellen aber weder Molle oder Ansatzweise soviele Verstaumöglichkeiten wie die Einsatzwesten. 


(nachträglich editiert am 24.05.2014 um 09:37 Uhr)

Nope, die "Neue" SK4 Weste hat auch die Schlaufen;)

(Lustigerweise habe ich aber nur die Weste, aber keine kompatiblen Taschen empfangen...nur die für den 95er Koppel^^ Ein Hoch auf Kabelbinder und Rödelriemen.)

 

Neben dem was Kenny sagte gibt es die Lehrmeinung(ob richtig oder falsch weiss ich nicht), dass keine Knöpfe/Reissverschlüsse/Druckstellen unter der Schutzweste getragen werden sollten. Diese könnten durch den Druck auf die Weste selbst in den Körper eindringen und Verletzungen hervorrufen. Dh: Schutzweste unter Smock/Übergroßem Parka, "Taktikweste" drüber.

Oder Combat Shirt/Einsatzbluse tragen/gebrauchte Feldblusen kaufen, Knöpfe und Reißverschlüsse entfernen und Klett rannähen;)

 

 

Grüße

Till



Das Konzept Schutz und Kampfmittel zu trennen gibt es vielerorts. Eine aktuellere Umsetzung wären Assault Panels (an die Schutzweste anklipbare Chest Rigs). Vorteil ist halt, das man sich dem Gewicht und der Größe des Kampfmittelträgers schnell entledigen kann (Fahrzeug, Pause, durchsuchen enger Räume, Behandlung von Verletzungen, ...) und der Kampfmittelträger bei Tod oder schwerer Verwundung/Verletzung des Trägers problemlos bei der Einheit bleiben kann. Ich veziehe mich auf den militärischen Einsatz, nicht auf Airsoft.
Nachteil - gerade bei der gezeigten Trageausstattung Infanterist - ist die Abnutzung der (Reiß-)Verschlüsse. Ich war mehrfach in AFG und musste mehrere Trageausstattungen durchtauschen oder habe auf anderes zurückgegriffen, da mir ein sicheres Schließen der Weste, im ersten Versuch, wenn es darauf ankommt, nicht möglich erschien.
Ob man die Taschen an eine zus. Weste bzw. Rig oder gleich an die Schutzweste macht, ist eine persönliche Präferenz. Hat beides Vor- und Nachteile und muss lageabgängig entschieden werden.
(2476 Posts)

(nachträglich editiert am 24.05.2014 um 11:42 Uhr)

ich kann Gryphon da nur zustimmen und habe das bei meiner neuen Gear auch so umgesetzt, sogar noch ein wenig weiter getrieben.

Die komplette 2. Line ist abwerfbar, für den Fall das alles verbraucht ist, Schutzpakete sind trennbar in SK1 und SK3/4.

3. Line ist gesplitted in Bail Out und eigentliche Camping Ausrüstung.

1. Line befindet sich am Battle Belt und in der Bekleidung, wobei Medic Zeugs sowohl in der 1. line als auch am Bail Out Bag befestigt sind (BAB ist aber noch etwas umfangreicher)

Da die Gear auf Wüste getrimmt ist, wird in jeder Line Wasser mitgeführt...

Btw. ist das mit dem IDZ so eine Sache, da man viele Taschen nicht wirklich bekommt. Ein Molle Träger kann da echt viel ausbügeln

(7 Posts)

(nachträglich editiert am 29.05.2014 um 19:59 Uhr)

Der Grund für den Unterschied liegt an der Beschaffung.

Die ersten Westen wurden aus England importiert da bis dato die Bundeswehr keine eigenen hatte,sas sieht man anhand alter Einsatzbilder,im Netz zu finden,die das Camouflage der Briten zeigt. Danach wurden sie in Deutschland in 5 FbFT produziert. Nach Nato-Standard kam dann die balisstische Schutzweste (SK4) mit Molle und die Infanteristenverbände erhielten neue Taschen bzw Adapter,um die vorhandene Ausrüstung am neuen System nutzen zu können.

Da aber bereits eine hohe Anzahl an Wehrmaterial für das Standardsystem beschafft wurde,kam man zu der Erkenntnis die balisstische Schutzweste zu modifizieren und durch den "Infanterist der Zukunft" ( offizielle Bezeichnung ),wurde ein neues Tragesystem,die IdZ-Weste,in Auftrag und Beschaffung gegeben. Somit erfüllt die Ausrüstung auch Nato-Standard und hat mehr Trage-/Verstaumöglichkeiten als die reine Schutzweste.

Das die IdZ nicht über Feldbluse/Feldjacke getragen wird ist generell falsch,da es gemäß Zentraler Dienstvorschrift der Bundeswehr vorgegeben ist wie sie zu tragen ist. Ausnahmen werden von Kontingentführer vor Ort festgelegt.

 

Combatshirts sind Sonderausstattung und bis dato nicht Standard,nur für KSK u.ä. Einsatzkräfte gelten andere Bestimmungen.

 

Wenn was eventuell falsch sein sollte bitte per PM an mich und wenn möglich was falsch sein soll. Das schriftlich nieder geschrieben ist weder aus wiki oder sonstigem hörensagen,sondern eigene Erfahrung und Wissen als jahrelang aktiver Soldat. Was falsch ist möge die betreffende Person mir freundlicherweise per PM schicken.

(3523 Posts)

(nachträglich editiert am 30.05.2014 um 13:32 Uhr)

Grungni,

Ich hab deinen Beitrag zwar nicht gemeldet, finde ihn aber ein wenig inakkurat.

Um dem ganzen einen zeitlichen Rahmen zu verpassen:

In den 50ern/60ern hat man erste Versuche betrieben eine Splitterschutzweste zu entwickeln.

In den 70ern hat man für die Sonderwaffenbegleiteinheiten (richtige Kugel-)Schutzwesten beschafft.

Irgendwann in den 80ern gab es dann die ersten Lose Splitterschutzwesten für die "Allgemeinheit".

Unsere Spezialspeziellen (zu dieser Zeit quasi nur Fernspäher und Kampfschwimmer) hatten schon immer einen Bedarf für Schutzwesten.

Kampfschwimmer sichert die Rückverlegung DEU Kräfte aus Somalia (Fregatte Karlsruhe, 1994).

 

Mit Beginn der Out-of-Area-Einsätze ist dann der Bedarf gestiegen. In Kambodscha und Somalia hat das Fußvolk noch die Splitterschutzweste getragen (Ab twa 1994 gab es SKIV Westen für LfzBesatzungen :) ).
In Bosnien wurde es dann zunehmend ballistisch und so hat man sich ´96/´97 umgeschaut was schnell marktverfügbar und das war eben das Modell 18 der Fa. Bristol im DPM Tarn (vulgo. "Bristol").
Die Mk.18-Weste entsprach der deutschen SKIV. Diese Schutzklassen ist kein "Nato-Standard ", sondern eine Norm der deutschen Polizei (Technische Richtlinie Schutzweste).

Gleichzeitig hat man angefangen die Schutzweste Standard (ebenfalls SK IV) zu entwickeln und zu fertigen (drei Doppelmagazintaschen, Rucksacktasche, System 95 Adapter). Die Standard wurde ab 1998 ausgegeben (gleichzeitig wurde in diesem Jahr das letzte Los der Splitterschutzweste gekauft). Standard und Mk18 wurden zusammen ausgegeben. Wer im Einsatz eingekleidet wurde, hat das bekommen, was oben auf dem Haufen lag (Ich habe KFOR 2005 und 2006 eine Standard gehabt, 2007 und 2008 dann eine Mk18).

Ebenfalls 1998 lief die Entwicklung des Infanteristen der Zukunft an. Hierzu wurden unterschiedliche Westen, unterschiedlicher Schutzklassen erprobt. Erst 2000/2001 hat man sich dann für die Schutzweste Infanterie ähnlich ihrer heutigen Form entschieden. Ab 2004 erfolgte dann die Ausgabe.

Molle hat diese Armee bis hierhin nicht gesehen.

Auch gibt es keinen NATO-Standard was die Taschenbefestigungen etc. angeht. Der Rotz mit dem 20mm-IDZ-Gewebe ist allein auf dem Mist der Bundeswehr gewachsen. Das erste Mal ist dieses modulare Gewebe 2000 aufgetaucht (da gab es Molle bereits zwei Jahre). Das wurde dann stetig weiter getrieben. Erst war die Schutzweste damit gänzlich überzogen und später die Trageausstattung Infanterist (die Kampfmittelweste war ursprünglich teilmodular konzipiert).

Als Molle dann Markt erobert hatte (2004/2005) standen wir mit dem inkompatiblen IDZ-Gewichse strahlend da.

 

Mit Combatshirts hat sich diese Armee bisher schwer getan. Als ESB wurden in ISAF die Drecks Köhler Combatshirts gekauft und ausgegeben. Das erste dienstliche Combatshirt gibt es dann mit der Bekleidungsausstattung des Gladius-Systems, die jetzt auch im Einsatz zu finden ist.

Selbst der Satz Bekleidungsausstattung Übung und Einsatz, welcher extra für Einsätze (neben der Gladius-Bekleidungskomponente; da für die Allgemeinheit gedacht) entwickelt wird, enthält nur eine schlankere Feldbluse, mit kleinen, peckigen Oberarmtaschen und flacheren Brusttaschen. In diesem Satz hat man heldenhafterweise dann auch eine "neue" Kampfhose entwickelt, welche ziemlich genau eine Mischung aus Einsatzkampfhose SpezKr und EKH Scharfschütze ist. Aber wir haben es ja....

Wenn ich das hier so schreibe und die Entwicklungszeit- und kosten überschlage bekomme ich das blanke kotzen.

 

Was das Tragen einer Schutzweste über der bekleidung angeht. Druckknöpfe der Feldbluse, Kugelschreiber, Kleingeld, ... wird alles beschleunigt. Bei Beschussversuchen gelang es, durch die Weste, das Innenteil eines 1€ Stücks aus dem äußeren Ring zu schießen und dieses dann iirc 80mm tief im Plastilin zu versenken. Die Firma Mehler hatte hierzu mal eine Ausarbeitung erstellt, leider finde ich diese nicht mehr (hab es aber als Unterricht auf dem Dienstrechner :p).

(7 Posts)

(nachträglich editiert am 30.05.2014 um 14:56 Uhr)

Ich wollte nicht zu weit ausholen,vor allem bin ich nur mit dem Smartphone i.d.R. online und da ist das Schreiben etwas mühseelig.

Werde in Zukunft dann ausführlicher per Handy kommunizieren.

 

Zu einigen Punkten:

Schutzwesten gab es allgemein schon bei der Marine,aber waren nicht für Landstreitkräfte ausgelegt.

Aber seit wann wurde die Einsattausstattung geändert? Das kann nur jemand aus dem Bereich BAIIN bzw Beschaffung wissen.

Zusätzlich nehme ich seit.mehr als 10 Jahren an Einsätzen teil und habe bis dato noch nie eine andere Ausstattung erhalten,nur Änderungen wie ballistische Schutzbrille, SM2000 und dergleichen.

Die angegebenen Ausstattungen sind dann wieder mal Spezialkräften oder QRF vorbehalten.Leider kann ich das zur Zeit nicht selbst prüfen da ich in Elternzeit bin. Ich hsbe gelernt zu hinterfragen und das war bei min. 80% der Fälle die richtige Entscheidung.

Das soll nur heissen das ich es gerne selbst überprüfen möchte.Vielleicht kommende Woche bei LH kundig machen,denn ich habe Jahrelang Einsatzgeschaft auf Regimentsebene getätigt und solche Ausrüstung wäre mir neu und ein Armutszeugnis für die Führung.

 

Abrr trotz allem danke für die Ausführliche Erklärung.

 

PS: Handelt es sich hierbei um Sollbestimmung gemäß Papierlage,so wie fast täglich,oder um Tatsachen und somit effektiv ausgegebenes Material an die Standardtruppe (Bürohengste ausgeschlossen)?

Die Einsatzausstattung wird ständig geändert.
In der Praxis, bekommt jeder zwei "Pakete": Das erste im Inland auf BAN (PersAusstg wie Leibwäsche, Feldanzüge, Schuhwerk, ...) und das zweite (bei vorhandener Infrastruktur), im Einsatzland (ISAF bspw. Ausstg 'Soldat im Einsatz' (Trageausstattung Infanterist, Schutzweste, ...)). Poolmaterial wie Berghaus-Rucksäcke, Einsatzkampfjacken, etc. wird tätigkeitsbezogen ausgegeben. Und das ist eigentlich schon seit Jahren so.
Wenn ich recht überlege habe ich erst 2010 in ISAF, zum ersten mal einen dienstlich gelieferten "Wassersack, mit Saugrohr" (aka 2l Camelbak aus dem IDZ Satz bzw. der abgespeckten Ausstattung Soldat im Einsatz) ausgegeben bekommen, etc. pp. von der Schutzbrille mal ganz zu schweigen.
(7 Posts)

(nachträglich editiert am 30.05.2014 um 16:47 Uhr)

Die Schutzbrille hatte ich vor 2010 und zwar die M-Frame 1.0 ,die aber nicht kompatibel zu den Einsetzgläsern sind,wie z.B..Maskengläser, was gottseidank geändert wurde,den Camelback kenne ich auch,aber weder Combatshirt,nur Privat, noch sonstige Ausstattung.

Und ich war mehrfach ISAF auch außerhalb unterwegs. Aber was will man machen.

Ich kann nur aus eigener Erfahrung und Wissen berichten.

Es ist traurig das es so vehemente Unterschiede gibt.

 

Als kleine Ergänzung zur eigentlichen Frage:

 

Bei uns ist es auch so, dass dienstlich kein anderer Weg bleibt, als Kampfmittelweste über der Schutzweste getragen wird. Es überwiegt bisher immernoch die Mehler SK ohne irgendwelche Befestigungsmöglichkeiten mit darüber getragener Heim/Tauwerke Kampfmittelweste. Ansonsten ist noch ein geringer Teil an Schutzweste Infanterie vorhanden, aber in wirklich kläglicher Menge von max. 10 EA in der gesamten Kp

@Griphon: 

Ich glaube diesen Unterricht(In der Marine Version ;)) haben wir auch bekommen.

Sehr geile Beiträge, dank euch!

 

@Mills, welcher Verwendung bist du denn? Scheinen bei den ehem. Marineschutzkräften ja gut Glück zu haben mit der Ausstattung.

(764 Posts)

(nachträglich editiert am 01.06.2014 um 08:40 Uhr)

Fallschirmjäger, da ist die Mehler SK im Inland auf jeden Fall noch verbreitet 

€: ich sehe das aber persönlich nicht als Nachteil, komme mit der SK und KMW besser klar als mit dem unnützen IdZ-Gemokel. (Wenns ausnahmsweise mal dazu kommt, dass dienstliche und nicht private 2nd line getragen wird) 

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