Vorgeschichte:
Ich sammle und arbeite seit etwas mehr als 20 Jahren Gebrauchsmesser. Der Gebrauch varierte hier vom Büroalltag über Forstarbeit, Gartenbau bis hin zu mehrwöchigen Alpentouren. Ich habe mittlerweile sämtliche Sparten (vom Schweizer Klassiker bis zum M9 Bajonett) und Preisklassen (vom 6 EUR Mora bis zum geschmiedeten Individualmesser im diskreten Preisbereich) durchprobiert und konnte einiges an Erfahrungen sammeln. Was ich hier im Leitfaden schreibe, basiert auf meinen Erfahrungen, nicht auf Hörensagen oder Bücherwissen.

Rechtliches:
Messer sind Klingen im rechtlichen Sinne. Dementsprechend unterliegen sie ordnungsrechtlichen Vorschriften der BRD. In den Bereich Waffen fallen nur Messer, die primär einen Offensivauftrag erfüllen (Stoßdolche, etc.) Diese sind allerdings im MilSim Bereich absolut unnütz und werden hier auch nicht behandelt. Für das Führen ist §42a WaffG zu beachten. Informiert euch bitte gründlich vor dem kauf eines Messers ob ihr es zu eurem Zwecke nutzen dürft! Das WaffG ist hier recht eindeutig, ich möchte hier daher keine Rechtsdiskussion!

Generelles vorneweg:
Ein Messer ist ein Werkzeug. Es dient vornehmlich zum schneiden. Wozu es normalerweise nicht dient ist Hebeln, Schrauben, Graben, etc. Hierfür sollte entsprechendes Werkzeug verwendet werden. Sollte man aber in die Lage geraten dies nicht zur Hand zu haben, sollte das Messer stabil genug sein um als Ersatz zu dienen oder besser noch, um für Ersatz sorgen zu können. Viele Messerhersteller buhlen um den Kunden mit markigen Slogans wie "Special Forces", "SAS", KSK", etc. Essentiell ist aber auch in erster Linie, dass das Messer gewisse Anforderungen erfüllt. Das "One size fits all" Messer gibt es nicht! Man möchte meinen, das "You get what you pay for" der ausschlaggebende Faktor ist, aber tatsächlich kommt man auch mit geringem Budget zu guten Messern. Wichtig ist, nicht auf Blender hereinzufallen!

Ein gutes Gebrauchsmesser sollte über eine schnitthaltige, universelle Klinge verfügen. Bestens geeignet ist hier die skandinavische Klingenform, die fast einem Obstmesser ähnelt, oder sog. Drop-Point Klingen. Die Klinge sollte möglichst weit in den Griff gehen, um Stabilität zu garantieren, 2/3 ist ein Minimum. Rostfreier Stahl ist nett, aber kein Muss, gerade Klingen aus "nur" rostträgem Carbonstahl bieten oft eine hervorragende Performance zum kleinen Preis. Der Griff muss in die Hand des Nutzers passen, daher empfiehlt sich das Messer entweder im Laden zu kaufen oder bei Versendern zu bestellen, die eine Rücknahme bei Nicht-Gefallen anbieten.
Mehr kann man dazu nicht sagen, klar darf ein Griff keine Gussgrate haben, aber das individuelle Urteil über passt und passt nicht muss jeder für sich fällen.
Wichtig ist auch, auf eine gute Scheide zu achten! Durchstichschutz und individuelle Befestigungsmöglichkeiten sowie gute Sicherungsmechanismen sind hier Pflicht.

Generell rate ich von Klingen mit Haifischzahnung als Primärklinge ab! Diese Zahnung bietet sich bei Rettungsmessern an, nicht aber bei Messern mit denen man schnitzen, Essen schneiden, etc. will! Wellenschliff ist, wenn nicht gerade an Gurttrennern, zu 90% ein Notbehelf weil der Stahl nicht schnitthaltig oder der Nutzer zu dämlich zum abziehen ist. Und dann ist er auch noch exakt da platziert wo im realen Einsatz die Klinge für feine Schneidarbeiten angelegt wird, was dann auch noch versagt bleibt. Einzige Ausnahme wo sich Leute mal nen Kopf machten ist das Wenger Taschenmesser, hier sitzt der Wellenschliff HINTER einer single-bevel Schneide. Ebenso unnütz ist die Tantoklinge, diese Klingenformen ist weder zum hauen noch schneiden geeignet, das einzige was es kann ist stechen. Ein Tanto ist ein Kampfmesser, nicht mehr und nicht weniger, aber kein Feldmesser!
Ein Großteil der "Features" diverser high-tech Messer sind entweder Faulheit oder Umsatz geschuldet. Härtegrade werden reduziert damit potentielle Rambos ihre Klingen beim Brecheiseneinsatz nicht brechen können, was wiederum zu Lasten der Schnitthaltigkeit geht. Damit Couchpotatoes ihr Messer nicht reinigen / ölen müssen wird auf rostfreien Stahl anstelle Carbonstahls zurückgegriffen, was sich wiederum in schlechterer Performance widerspiegelt.

"Überlebensmesser"

Die Frage nach dem "besten Überlebensmesser" kann man nicht beantworten, wohl aber die Frage nach dem schlechtesten: Das schlechteste Messer ist das, was Du dahei vergessen hast, das an deinem Rucksack (der den Yukon runter treibt) hängt oder Du im Auto gelassen hast! Jedes(!) Messer ist in einer Notsituation in der Wildnis eine Hilfe! Von der Qualität/Design ist nur abhängig wie lange und in welchem Umfang es hilfreich ist!
Ein gutes Mehrzweckmesser, ein Taschenmesser und eine Faltsäge, ja selbst ein kleines Leatherman können den Tag retten, wenn man weiß es zu nutzen. Und hier ist der Knackpunkt: Wer nicht weiß, wie ein LeanTo gebaut wird, wie er eine Angel baut, wie er sein Nachtlager isoliert, wer nicht mal die rudimentären Wildnissfähigkeiten erlernt hat, wird auch mit einem Chris Reeve Aviator straucheln! Behaltet das im Hinterkopf!

Auswahl des richtigen Messers
Entgegen des Hollywoodtrends rate ich zu einem kleinen, nicht zu schweren Messer. Umso schwerer ein Messer ist, desto größer ist die Versuchung es abzulegen und dann ist es evtl. nicht da wenn man es braucht! Wer sich jetzt denkt "Moooment Womit hacke ich dann?" dem sei gesagt: Mit einer kleinen Axt oder gar nicht. Der Mensch hat nicht ohne Grund die Säge erfunden und Faltsägen von Fiscars oder Lapplaender werden selbst mit 15cm Stämmen fertig, da kann John Rambo lange häckseln. Und wer doch einen Ast durchtrennen muss und keine Säge zur Hand hat, kann dies auch mit einem kleinen Messer tun, indem er die Klinge mit einem Knüppel durchs Holz treibt. Macht nicht den Fehler und hängt eure Entscheidung an einen Faktor!
Die Auswahl sollte abhängig von der Nutzungsart erfolgen, denn wie überall im Leben: Der Zweck bestimmt den Einsatz des Werkzeugs.

EDC (Every Day Carry): EDC Messer sind dafür gedacht immer, im Alltag wie im Feld getragen zu werden. Vom kleinen Gürtelmesser über Folder bis hin zu Neckknifes ist hier alles vertreten. Wichtig ist hier vor allem die komfortable Trageweise, da das Messer in vielen Positionen getragen wird. Hier verwende ich zur Zeit das Timberline Pitbull und ein Schweizer Taschenmesser.
Mehrzweckmesser / Feldmesser: Ihre Aufgaben sind Arbeiten im Freien, also schneiden, schnitzen und hin und wieder spalten. Meine aktuelle Wahl sind, je nach Einsatzzweck das BE-X Messer (Prototyp), das RAT Izula und das Peltonen M95.
Kampfmesser: Ihr Name ist Programm, diese Messer sind in erster Linie Waffen und erst danach Werkzeuge. Daher gehe ich auch nicht weiter darauf ein.
Multi-Tools: Seit den ersten Leatherman Tools expandiert dieser Markt immer weiter und weiter, die meisten Tools haben aber ihren Aufbau der zwei klapparen Griffhälften und die zentrierte Zange gemein. Hier sollte unbedingt auf Qualität geachtet werden! Ich verwende seit ca 14 Jahren das Leatherman PST und obwohl ich zwischen drin Gerber und SOG Tools hatte kam ich immer wieder dazu zurück!

Kaufempfehlungen:
Dieser Bereich ist nur für diejenigen Gedacht, die nicht selbst suchen / vergleichen wollen/können. Wenn ihr die Wahl habt, sucht euch euer Messer Anhand obiger Kriterien selbst aus!

Every Day Carry:
Low Budget (bis 20 EUR): BW Taschenmesser, Schweizer Taschenmesser
Normale Preisklasse (20 bis 60 EUR): Timperline Pitbull, CRKT Edgie, Wenger Folder
Gehobene Preisklasse (ab 60 EUR) RAT Izula, K-Bar BeckerNecker, Tops Neck Knife

Feldmesser:
Low Budget (bis 50 EUR): Mora Messer (besonders M2000), BE-X Messer, Glock Messer, BW Feldmesser, alte Art (Original), Schrade Messer
Normale Preisklasse (bis 50-100 EUR): Peltonen M95 / M97,
Gehobene Preisklasse (ab 100 EUR): RAT 3 / RAT 7, Tops Tracker, K-Bar, Fällkniven F1

Multitools:
Egal welche Preisklasse: Leatherman!
Wenn ihr keine Zange braucht und hauptsächlich im Grünen unterwes seid bietet sich das BE-X Multitool an, da es eine Schere statt einer Zange hat, aber sobald ihr eine Kombizange wollt/braucht: Leatherman!

Einen Teil meiner Sammlung kann man sich hier anschauen

... mist mein Beitrag ist weg...

 

aber egal passt doch soweit alles!

Wichtig ist dass das Messer zu mir passt, sonst habe ich es nicht dabei, pflege es nicht und übe nicht damit und dann kann ichs zuhause lassen ;)

 

ich persönlich brauche kein Feldmesser, dann lieber nen Beil oder ne gute Machete da habe ich persönlich mehr davon




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