Authentisches Schuhwerk VS Tragbarkeit
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(nachträglich editiert am 27.05.2021 um 15:02 Uhr)

Ich habe ein paar authentische US Army Stiefel von Epic Militaria.

Diese hier: https://www.epicmilitaria.com/american-buckle-combat-boots.html

Nach 1-2 Stunden habe ich überall Schmerzen und Blasen selbst wenn ich mit Blasenflaster alle "bösen Stellen" abklebe, Wandersocken und Sohlen reinziehe. (nach einem halben Jahr und 30 Kilometern unter Schmerzen wird das vermutlich auch nicht mehr besser.)

Mittlerweile bin ich mit meinem Schuhlatein am Ende und glaube, dass meine Füße für authentische Schuhe einfach nicht gemacht sind. (ich habe mittlerweile die Sohle in Verfacht!) Natürlich möchte ich lieber authentisches Schuhwerk, aber meine Füße sind mir im Endeffekt doch wichtiger. Also halte ich gerade Ausschau nach modernen Wanderschuhen die in Farbe und Erscheinung recht ähnlich sind.

Moderne Wanderschuhe haben ja meist Schnürhaken - die es in den 30er/40er Jahren so wohl noch nicht gab.

Natürlich sagt mein Reenactment-Gehirn: "Unauthentische Schuhe zur Gear! Welch Unglück!"

Aber das sind dann wohl Abstriche die ich hinnehmen muss.

Und die Frage: Wie haben das die Soldaten früher gemacht? Lag es an der Gewöhnung? Oder haben die sich wirklich das Fleisch von den Füßen gelaufen, komme was wolle? 

"Und die Frage: Wie haben das die Soldaten früher gemacht? Lag es an der Gewöhnung? Oder haben die sich wirklich das Fleisch von den Füßen gelaufen, komme was wolle?"

Ja. Bzw. die Soldaten wurden wahrscheinlich bei Untauglichkeit für ihre Aufgabe eher entlassen oder versetzt. Je nach aktuellem Menschenbild und Erfordernis war es aber auch "egal".

Zum Beispiel war es bei den Infanterien der vergangenen Zeiten Voraussetzung gerade Beine zu haben, um die tägliche Marschleistung von 30km oder mehr bestehen zu können. Außerdem brauchten sie eine bestimmte Anzahl gesunder Zähne um die Papiertütchen mit der Treibladung zum (Nach-) Laden während der Kampfhandlung mit den Zähnen aufreißen zu können (Quelle: persönliche Führung in der militärhistorischen Sammlung Hammelburg) Das aber nur am Rande.

Zu dem Thema Stiefel und Gesundheit gibt es öfter Publikationen. Überblick hier enthalten.

Das Thema beschäftigt auch in Deutschland gerne hin und wieder die Bundesregierung. Siehe Bericht Wehrbeauftragter des deutschen Bundestages 2020.

Dann kann ich noch dazu erwähnen, dass Füße eine höchst individuelle Passform haben, die im Alltag oft missachtet wird. Daher tue ich mich auch schwer jemandem Stiefel oder Schuhe zu empfehlen, die unter Belastung getragen werden sollen. Man muss solches Schuhwerk sinnvollerweise selbst anprobieren. Wenn du auf den authentischen Look dennoch nicht verzichten möchtest, könnte dir noch eine Einlegesohle helfen. Die sind unauffällig und sorgen in jedem Schuh für ein bisschen mehr individuellen Komfort. Sowas bekommt man beim Orthopäden oder im gut sortierten Sanitätshaus. Auch diese Einlagen müssen individuell angepasst werden.

Frag mal einen Schuster.
Ich meine das es mal ein Zeug gab, mit dem man Leder aufweichen kann. Dann kann sich das Leder der Form etwas anpassen.
Ansonsten vieleicht eine Nummer größer und dazu dann dickere Socken?
Oder eventuell Footies , die gehen zumindest über dem Knöchel.

Wie angedeutet, ist ein Fuß nicht gleich ein Fuß. Es gibt zb nicht nur die Schuhgröße, die sich durchaus ändert, sondern auch die Fußbreite.

Beispiel: 275mm lang, und 110mm breit. das ist eine deutsche 45,5.

Doof nur, das eben die 110 keine 45,5 er Größe ist. Daher habe ich zb bei Arbeitsschuhen grundsätzlich entweder ne 47 oder was ich deutlich besser finde, ich habe Geld in die Hand genommen und habe einen passen Haix Stiefel gekauft.

Tja und dann kommt noch das Problem des Fußbetts dazu.
Gerade billige und alte Modelle sind auf ein Gewicht von 80-90 manchmal auch 100kg Laufgewicht ausgelegt. Also du stehst rum und wiegst 100kg, dann ist die Kraft beim Laufen auf den Schuh ein vielfaches höher und über der Grenze.
Dazu Ausrüstung... wenn du dann schon über 100kg liegst, der Schuh dann seitlich zu klein ist... kannste machen was du willst, es wird nicht besser werden.

Deswegen sind Laufschuhe eine Wissenschaft :)

Wie hilft dir das?
Manche Probleme bewirft man mit Geld bis sie einfach keine Lust mehr haben. Geh mit dem Stiefel in eine vernünftige Schuhwerkstatt und lass das Teil anpassen... :)

In gewisser Weise, gibt es eine Reihe von Gründen wie sich Schuhe und auch Kampfstiefel zu dem entwickelt haben was jetzt der Stand der Technik ist.

Die Sache mit den Blasen und so ink. anderweitigen Problemen ist selbst heute noch ein Problem. Man könnte fast schon sagen, es wurde nie abschließend gelöst. Da ich selber nie beim Bund war oder ähnliches, kenne ich es nur als Handwerker wenn man X Stunden aufm Bau mit sosntwas für Sicherheitslatschen rumlatschen darf. Und selbst wirds hin und wieder zu schnell Unterschätzt. Billegtreter tun ihr übriges.

  • Du könntest es evtl. durch diese US Gamaschen kaschieren, das unten Drunter "nur" moderne Stiefel lauern.
  • Ansonsten Möglichkeiten suchen das Leder weicher zu machen (Wenn Stiefel Nass zb. nur Luft-Trocknen, keine Hitze!, und Pflegemittel besorgen)
  • Babypuder kann auch helfen die Füße trocken zu halten.
  • Zehensocken (Mehr Oberfläche um Schweiß aufzusaugen auch in den Zehenzwischenräumen)
  • Beim Einlaufen nicht übertreiben. Mit gesunden Fuß evtl. so max ~30 min und verteilt über Wochen einlaufen
  • Neue Stiefel insbesodnere im günstigen Lederbereich ausgasen lassen. (Das kann Monate dauern, geht aber mit trockene Schuhen auf Heizung stellen)
  • Zeitungspapier einlegen
  • Sofern möglich, so oft wie es nur geht Barfuß laufen. Viel Barfuss laufen kann die Haut an den Füßen verändern (Zum besseren!) wodurch es dann weniger Probleme mit Schuhwerk gibt.

Ich weiß nicht wie es bei den US Truppen war, aber ich weiß von meiner Großmutter, dass mein Großvater selbst nach den Krieg noch lange Fußlappen getragen hat in seinen Arbeitsschuhen, diese wurden auch nur seltenst gewaschen. Es war irgendwie mit Vorsatz gedacht das diese einfach mit der Zeit recht Speckig waren.

Ansonsten hier mal Wikipedia...

Wikipedia zum Thema "Soldatenfuß"

"Ich weiß nicht wie es bei den US Truppen war, [...]"

Dort gibt es seither ähnliche Probleme, wenigstens seit den 1980er Jahren. Und auch hier ist zumindest der Ansatz, dass geändertes Schuhwerk helfen könnte (steht hier). Andererseits scheint der moderierende Effekt von anderem Schuhwerk auch nur klein zu sein, zumindest wenn man Sport in Sportschuhen statt in Kampfstiefeln als Grundlage heranzieht (steht hier, leider nur als Abstract verfügbar).

Ein Beispiel für verbesserte Stiefel und weniger individuelle Beschwerden gibt es aber auch, jedoch ist der Beobachtungszeitraum nur fünf Monate und bezieht sich auf "elite infantry", also Spezialkräfte oder spezialisierte Kräfte. Klicke hier.

Mit Stand 2020 gibt es ein Programm zur Verbesserung des allgemeinen Kampfstiefels der US- Streitkräfte. Klick.

Hilft der TE'in wahrscheinlich aber nur bedingt.




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