Vorweg zu mir:

Ich bin Magazinlagerverwalter in einem der größten Bauunternehmen Deutschlands. Dort bin ich in der Zentrale zuständig für die Ausgabe von PSA, Werkzeug und Sicherheitsschuhen. Ich versorge täglich Mitarbeiter an verschiedenen Standorten und aus verschiedensten Abteilungen mit Schuhen. Das Wissen dafür habe ich in Seminaren angeeignet, stetig in den letzten Jahren erweitert und versucht auf Airsoft umzumünzen.

Inhalt meines Reviews

Vorwort

Kriterien

• Größe
• Sohle
• Obermaterial & Futter
• Schnürung
• Socken

Test

Fazit

 

 

Vorwort

Tja, wie wählt man den passenden Schuh für Airsoft aus, wenn man nicht den klassischen Fuß hat.

Welche Kriterien stelle ich an den Airsoft-Schuh?
Es sind eigentlich dieselben Kriterien, die man an jeden privaten Schuh stellen sollte, welche aber leider oft vernachlässigt werden.

Größe, Sohle, Obermaterial & Futter, Schnürung und ggf. Socken.

So mancher würde einfach in den nächsten Online-Shop gehen und dort ein paar Kampfstiefel bestellen.

Kurze Geschichtseinlage

Erstmals wurden 1866 bei der preußischen Armee Lederstiefel getragen, diese „Knobelbecher“ haben natürlich mit heutigen Kampfstiefeln nicht mehr viel gemein. Zumeist sind sie schwarz, aus festem und beständigem Leder. Einige werden die Kampfstiefel der Bundeswehr vielleicht noch kennen und davon auch einige hassen.

Beispielbilder
Knobelbecher: Quelle picclickimg.com

Bundeswehrstiefel alt: Quelle Picclickimg.com

Aber was ist mit denen, wie mir, die Kampfstiefel nicht tragen können? Z.B. wegen eines Senk-Spreizfußes.
Die können zu Wander- oder Trekkingschuhen greifen.

Doch wie wählt man da den passenden Schuh aus? Da zum gleichen Zeitpunkt auch meine Hochzeit und damit die verbundene Hochzeitsreise anstand, entschied ich mich für einen Schuh, den ich auf meiner Tour durch Norwegen vorab so richtig testen konnte, um ihn dann für Airsoft zu nutzen.
Ich recherchierte also in Onlineforen, Wander- und Trekkingzeitschriften und entschied mich schlussendlich für den Kangaroo 8089.

Quelle: Ich

Diesen Schuh testete ich also auf meine vorher gewählten Kriterien.

 

Kriterien

Größe

Ganz klar, als erstes denkt man bei Schuhen an die Größe. (Fast) Jeder kennt seine (vermeintliche) Schuhgröße auswendig. In der Praxis sieht das häufig anders aus. Zu oft habe ich Mitarbeiter in der Firma, die mir die Größen ihrer Sportschuhe nennen aber dann in Sicherheitsschuhen eine andere Größe haben. Bis zu zwei Größen Unterschied sind da durchaus an der Tagesordnung. Es hilft also nichts außer anprobieren (oder ausrechnen, siehe weiter unten).
Bei der Länge solltet ihr etwa einen Daumen breit Spielraum nach vorn haben, dabei muss aber die Ferse gut umschlossen sein, ohne beim Gehen zu rutschen. Auch an den Seiten sollte der Schuh weder drücken noch sollte der Fuß „schwimmen“. Daher unbedingt nicht nur auf die Länge, sondern ganz wichtig auf die Breite achten. Zu schmales Fußwerk ist sehr oft ein Problem und die Leute kaufen, wenn der Schuh zu schmal ist, einfach die nächstgrößere Größe, doch dann ist der Schuh zu lang. Es kann dauern bis man den passenden Schuh gefunden hat, aber euer Fuß wird es euch danken!
Ich bestellte mir daher den Schuh in den Größen 43, 44 & 45. In Sicherheitsschuhen trage ich 44. In Privatschuhen variiert das je nach Hersteller +/- eine Größe.

Kurzer Tipp:
Probiert die Schuhe am Nachmittag oder Abend an. Die Füße verändern sich im Laufe des Tages. Da kann der Schuh gern mal einen Zentimeter mehr Spielraum vertragen.
Achtet auch darauf zur Anprobe die Socken zu tragen, die ihr beim Airsoft verwendet. Arbeitssocken/Wandersocken sind oft stärker gepolstert als Sneakersocken.

Quelle Blitzrechner.de

Meine Kangaroos passten von Anfang an perfekt in der Größe 44. Ich wählte dazu Arbeitssocken aus, da diese an den passenden Stellen gepolstert sind. Die Größe stimmte dabei genau mit meinen Sicherheitsschuhen überein (Elten & Atlas). Bei Nike trage ich auch 44, bei Adidas 45. Vans in 44 1/2.

Sohle

Wir unterscheiden bei der Sohle hier in drei Bereiche.

Die Brandsohle ist das Rückgrat eines jeden Schuhs. Sie entscheidet über wie viel Flexibilität ein Schuh verfügt und wie steif die Sohle gegen Verwindungen ist. Das wirkt sich deutlich auf die Trittsicherheit, Kraftübertragung und ganz wichtig auf den Komfort aus. Je steifer der Schuh, desto sicherer für eure Gelenke, aber auch steifer im Gelände!
Mein 8089 ist da quasi die goldene Mitte. Ich kann ihn ein wenig verwinden, aber er gibt mir genügend halt auch auf unwegsamen Geländen oder wenn ich mal in Mahlwinkel über Geröll muss.
Die Laufsohle des 8089 ist aus synthetischem Material und sorgt für eine gute Haftung und Haltbarkeit. Auf Woodland oder Geröll solltet ihr eher zu griffigem oder groben Profil greifen. Im CQB geht auch ein flacherer Schuh. Auch da ist der 8089 eher die Mitte. Er hat grobe Elemente, aber ist im gesamten eher flach gehalten.

Quelle Ich

Bisher hatte ich beim Airsoft noch keinen Boden, auf dem ich damit Probleme hatte. Ganz im Gegenteil. Mit den harten Sohlen vieler Kampfstiefel kam ich nicht klar, da fehlt mir der richtige Kontakt zum Boden, gerade in unwegsamen Geländen.

Beispielbild Sohle Quelle: dieschuhmacher.de

Die Laufsohle an sich ist bei diesem Schuh eher weich. Wer also viel mit dem Schuh außerhalb von Airsoft unterwegs ist, der wird auf kurz oder lang die Laufsohle flach laufen. Bei mir werden sie definitiv noch bis Mitte nächsten Jahres halten. Hier zum vergleich meine Sohle (links) und ein Bild der Originalsohle (rechts). Quelle ich & amazon.

Zu guter Letzt haben wir die Innensohle. Wie eingangs erwähnt habe ich (medizinisch gesehen) vorbelastete Füße. Aus eben diesem Grund trage ich in fast allen Schuhen angepasste Supraflex-Einlegesohlen.

Quelle: mitschke24.de

Beim Kampfstiefeln habe ich jedoch das Problem, dass ich bei vielen gar nicht erst die Innensohle herausnehmen kann, bei anderen ist der Platz im Schuh nicht ausreichend für meine Einlegesohlen. Dieses Problem habe ich bei den Kangaroos nicht. Weshalb ich im Freizeitbedarf nur noch Kangaroos trage.

 

Obermaterial und Futter

Hier hat jedes Material seine Vor- und Nachteile.
Klar ist Leder robust, stabil und passt sich besser dem Fuß an. Aber die regelmäßige Pflege mit Lederfett oder Wachs ist schon ein leidiges Thema, auch wenn er dafür länger hält. Leder ist außerdem ja von Natur aus atmungsaktiv, aber Synthetik ist da eher meins. Ich trete ganz gern mal in tiefe Pfützen und Kunstfaser trocknet einfach bedeutend schneller als vollgesaugtes Leder. Beim Kunstfaserschuh bekommen wir die Wasserdichtigkeit aber nur durch eine zusätzliche Membrane gewährleistet. Gängige Membranen sind Sympatex, das eher bekanntere Gore-Tex oder wie in meinem Fall Roostex (Kangaroo). Diese Membranen werden in das Innenfutter eingearbeitet und sorgen dafür, dass der Schuh die Feuchtigkeit von außen nicht in den Schuh lässt, der Fuß gleichzeitig aber atmen kann und die innere Feuchtigkeit nach außen trägt. Das war mir besonders wichtig.
Mit mehr Körpergewicht sollte man auch auf eher stabilere Schuhe achten, um mehr Unterstützung für die anfälligen Bänder zu haben. Dass der Schuh über den Knöchel reichen sollte, dürfte eigentlich jedem klar sein. Der 8089 schafft beides problemlos.

Beispielbild Obermaterial
Quelle: Amazon.de -> Kangaroo 8089

 

 

Schnürung

Die Schnürung entscheidet über Halt und Unterstützung, aber auch Blasen und Druckstellen. Je mehr Haken und Ösen ein Schuh hat, desto genauer lässt er sich an den Fuß anpassen. Ich bevorzuge zum Wandern und für Airsoft gern an den oberen Stellen nur Haken. Ich hasse es den Schuh immer komplett von oben bis unten aufzuschnüren. Der 8089 hätte ruhig noch eine Reihe mehr Ösen haben können, aber ich bin trotzdem zufrieden mit der Schnürung.
Tipp von mir: Falls ihr einen Doppelknoten machen müsst, weil die Schnürbänder sonst nicht halten, dann macht den zweiten Knoten genau verkehrt herum. So kann der Doppelknoten nicht aufgehen beim Laufen!

Socken

Ein gern unterschätztes Thema sind passende Socken. Die Socken entscheiden oftmals ob wir uns Blasen laufen und Schweißnässe entsteht. Wander- oder Arbeitssocken polstern hierbei genau jene Zonen, die den stärksten Belastungen ausgesetzt sind.
Komplett ungeeignet sind hier Baumwollsocken (Tennis- oder Sneakersocken). Sind diese erstmal durchgeschwitzt verlieren sie ihre Form und sorgen für unangenehme Reibungsstellen und damit für Blasen. Ich nutze da, Achtung Wortwitz… stinknormale Arbeitssocken.
Beispielbild Socken
Quelle stern.de Stiftung Warentestbeitrag

Fun Fact Kangaroos:
Entworfen wurden die ersten Kangaroos von Bob Gamm im Jahr 1979, der eigentlich nur seinen Schlüssel beim Joggen aufbewahren wollte. Deshalb hat jeder Kangaroos Schuh eine kleine Tasche in der Lasche für z.B. Schlüssel.

Test:

Doch wo testet man seinen Wanderschuh, noch vor dem ersten Airsoftmatch? Ich entschied mich auf der Hochzeitsreise spontan für den Preikestolen. Die 3,8km lange Strecke über Höhenrücken, Bohlenpfade, Geröllfelder und morastigen Wald zur ungesicherten 600 Meter hohen Felsplattform (600m Steilwand), welche auch schon als Drehort für Mission:Impossible diente, war genau der richtige Test.

Bilder Norwegen, Quelle ich selbst ;)

 

Fazit

Hier der aktuelle Schuh meiner Wahl: Kangaroo 8089

Diesen trage ich seit gut 30 Monaten. Er wird leider nicht mehr produziert und ist daher nicht mehr in allen Größen erhältlich. Daher liste ich hier auch den quasi Nachfolger auf. Ich hatte ihn schon in der Hand und werde ihn mir definitiv zulegen, sollte ich den 8089 nicht mehr bekommen können.

Nachfolger: Kangaroo 76001

Wer, wie ich, nicht den normalen Fuß hat, oder von der Optik her lieber etwas anderes als Kampfstiefel haben möchte, der kann beherzt zum Wander- oder Trekkingschuh greifen. Sofern er die vorher erwähnten Kriterien beachtet.

Da diese Art der Schuhe auch für schweres Gelände gemacht sind, solltet ihr im Airsoft damit keine Probleme bekommen.

Ich jedenfalls bin sehr überzeugt vom Kangaroo 8089. Er hat nun diverse Tagesmatches und Mahlwinkelwochenden durch. Hat mich weder bei 30° im Schatten, noch bei unter 0° im Stich gelassen.

Ich hoffe euch hat der kleine Exkurs in die Schuhkunde gefallen. Für Rückfragen stehe ich jederzeit parat.